Brückencrash mit Ansage
Ende Juni wurde in Genua das verbliebene etwas mehr als 400 Meter lange Teilstück der am 14. August letzten Jahres eingestürzten Brücke über das tief eingeschnittene Polcevera-Tal gesprengt. Seit diesem Monat weiß man, dass man das Unglück vorhersehen konnte. Doch waren die Verantwortlichen über den desaströsen Zustand der Brücke wirklich nicht im Bilde?
Drei kurze Sirenentöne signalisierten das endgültige Ende. Unmittelbar danach schossen weiße Staubfontänen von den Resten der im letzten Jahr havarierten Morandi-Brücke in die Höhe. Angeführt von einem ohrenbetäubenden Knall und einem mächtigen, dumpfen Grollen krachten am 28. Juni 2019 um 9:37 Uhr mitteleuropäischer Zeit 4500 Tonnen Beton und Stahl beinahe 45 Meter in die Tiefe. Die Sprengsätze durchtrennten erst die acht Schrägseile der Konstruktion, Sekundenbruchteile später machten weitere Sprengsätze der Basis der massiven Brückenpfeiler den Garaus. Seither ist ein für lange Zeit prägendes Element aus Genuas Skyline getilgt.
Die spektakuläre Sprengung fand in Anwesenheit von viel politischer Prominenz statt. Unter anderem zeigten sich die starken Männer der aktuellen Koalitionsregierung in Rom, Matteo Salvini und Luigi Di Maio. So wurde die alte Brücke auch am Ende ihres Daseins der Beachtung von höchster Stelle zuteil. Schon die 1967 erfolgte Einweihung des von Riccardo Morandi geplanten und zwischen 1962 und 1966 fertiggestellten Bauwerks beehrte der damalige Staatspräsident Giuseppe Saragat mit seinem Besuch. Ein letztes Mal noch rückte die Unglücksbrücke nach der Sprengung durch die von ihrem Einsturz verursachte Staubwolke in den Fokus.