Trucks mit Ladekranen der norditalienischen Marke Fassi gehören zum Alltagsbild auf deutschen Straßen. Einen großen Anteil am Erfolg der Marke haben sowohl modernste Technik als auch ein engagiertes Team, welchem bei Ausstattung der Fahrzeuge immer wieder äußerst individuelle Lösungen gelingen
Eigentlich ist das für Bernard Beigel, im Vertrieb von Fassi Ladekrane zuständig für das Rhein/Main-Gebiet, keine ungewöhnliche Situation: „Das Handy klingelt und ich hab jemand dran, der irgendwie von einer neuen Fassi-Funktion gehört oder irgendwo eine so noch nie zuvor verwirklichte Detaillösung von uns gesehen hat, und sich erkundigt, was es damit auf sich hat.“
Ob das die fünfte Frontabstützung für Lkw ist, die seit den letzten beiden Jahren immer mehr zur Standardausstattung für schwere Ladekrane avanciert, oder der neueste Coups der Marke, die Steuerung eines Fahrzeugs mittels Funkfernsteuerung, ein System, das sich „Drive by Fassi“ nennt – die Spannbreite dessen, was Fassi möglich macht, spricht sich in der Branche herum. Und das beschränkt sich nicht nur auf die Transportbranche. Auch Bauunternehmen, Baustofflieferanten, Landschaftsbauer, Entsorgungsbetriebe, für unterschiedlichste Infrastrukturaufgaben zuständige kommunale Unternehmen sowie zum Beispiel auch Feuerwehren werden zunehmend auf Fassi aufmerksam. Selbst Krandienstleister entdecken zusehends die Möglichkeiten der Ladekrane und nutzen sie zur Diversifizierung ihres Leistungsportfolios. „Da hinzukommen“, räumt Beigel ein, „war wirklich ein hartes Stück Arbeit. Doch inzwischen kommt uns bei unserer Arbeit auch die Leistungsfähigkeit der Fahrzeuge und die Zufriedenheit der Kunden zu Hilfe.“
Das ist nicht von der Hand zu weisen. Vergessen werden darf darüber hinaus aber auch nicht, dass Fassi, der italienische Ladekranspezialist, den Markt inzwischen pausenlos mit äußerst innovativen Lösungen befeuert und zugleich so manche strategische Kooperation mit Firmen eingegangen ist, die Schlüsselpositionen besetzen.
Fahrzeuge mit individueller Konfiguration
Das ist natürlich eine Entwicklung, über die sich Wolfgang Feldmann, der Geschäftsführer des in Gründau ansässigen deutschen Fassi-Generalimporteurs Fassi Ladekrane, höchst erfreut zeigt. Es ist aber auch eine Entwicklung, die er selbst nach Kräften angeschoben hat: Nicht zuletzt seinem Engagement zu verdanken ist insbesondere die Etablierung der engen Zusammenarbeit mit einigen leistungsfähigen und sehr kreativen Fahrzeugbauern, die nicht nur die komplexe Montage der Krane routiniert und zuverlässig ausführen, sondern möglichst auch alle anderen mehr oder weniger individuellen Ausstattungswünsche umsetzen.
„Das macht“, da ist sich Feldmann sicher, „einen nicht unwesentlichen Teil unseres Erfolgs aus. Ob ein Kransitz mit Sitzheizung, ob Abstützung mit Sonderbreite oder die konkrete Hydraulikanbindung – zusammen mit unseren Partnern besorgen wir alles, was für ein Fahrzeug gewünscht bzw. gebraucht wird, erstellen ein stimmiges Konzept und übergeben ein komplett mit allen Aufbauten versehenes Fahrzeug. Unsere Kunden müssen sich da um nichts selbst kümmern.“ Kaum weniger wichtig sei auch die ab Werk gegebene Variabilität sämtlicher Modelle. „Das ist eben die große Stärke der Marke Fassi: Der serienmäßige Ausstattungsumfang unserer Krane ist derart breit aufgefächert, dass wir für unsere Kunden in praktisch allen denkbaren Konstellationen maßgeschneiderte Lösungen finden.“
Unterdessen kann nichts die Spannbreite der Möglichkeiten besser veranschaulichen als die Zusammenfassung einiger besonders markanter, in den letzten Jahren abgelieferter Fahrzeuge.
Anspruchsvolle Infrastruktur-Aufgaben
Im Sommer letzten Jahres etwa berichteten wir über das schwerste und leistungsstärkste Modell aus dem Fassi-Universum: Der F2150RA.2.28 ist ein Gigant mit einem Hubmoment von 160 Tonnenmetern und einer Maximalausladung mit Jib von 31,30 Metern. Bruß Bau, ein Unternehmen aus Heide bei Husum hatte den riesigen Kran in erster Linie erworben, um damit bei der Anlage temporärer Zufahrtswege für den Bau der Nordlink-Stromtrasse zwischen Büsum und Wilster unterschiedlichste behelfsmäßige Brücken über Gräben und Wasserläufe zu heben. Damit für den F2150 beim Handling der tonnenschweren vorgefertigten Stahlbeton- oder Stahlkonstruktionen wirklich alle Optionen bereitstehen, steuerte Fassi unter anderem das Jib L816 und leistungsfähige V40L-Seilwinde bei. Die vom Fahrzeugbauer realisierte Ausstattung des Trägerfahrzeugs, eines fünfachsigen Volvo FH 540, mit einer zusätzlichen Frontabstützung sorgt überdies für eine in alle Richtungen gegebene 100-prozentige Kranleistung. Eine hydraulisch verlängerbare Ladefläche ermöglicht zudem den Transport von Hilfsmaterial.
Bei Ausführung einer damit verwandten Arbeit, dem zur Schaffung solcher Zuwegungen notwendigen Auslegen hölzerner Fahrbohlen, setzt das in der Eifel beheimatete Bauunternehmen Popp mit dem F315RA.2.25 ebenfalls auf einen Kran aus Norditalien. Aufgebaut auf einem dreiachsigen Volvo FH 500 lässt der mit Zweischalengreifer und Drehmotor ausgestattete Kran noch ausreichend Ladekapazität übrig, um 25 dieser schwergewichtigen Holzbohlen zu laden. Was wiederum Geschäftsführer Thorsten Heuser darüber nachdenken ließ, ob es nicht möglich wäre, seinen Fahrer den Kranstand möglichst nur einmal entern und dann von dort oben gesteuert das Fahrzeug nachrücken zu lassen. Das gerade erst vorgestellte, gemeinsam mit Volvo entwickelte „Drive by Fassi“, mit dessen Hilfe der Truck bis zu einer Geschwindigkeit von 10 Kilometern in der Stunde per Fernsteuerung bewegt werden kann, verhalf dem Konzept zum Durchbruch und dem Unternehmen zu einer stattlichen Zeiteinsparung.
Flexible Unterstützung für Großkrane
Ein höchst bemerkenswertes Fahrzeug ist auch der für die schwedische Firma Upplandskranar mit Fassi-F990-Ladekran ausgestattete Volvo-FH-500-Vierachser. Mit leuchtend gelb lackierten Rädern und einem direkt hinter dem Fahrerhaus montierten, ebenfalls in Gelb gehaltenen Fassi-Kran schon rein äußerlich eine Augenweide, setzt Geschäftsführer Fredrik Wennberg den Truck zur Unterstützung der Montage großer Mobilkrane seines Auftraggebers Binsell ein und stattete das Fahrzeug mit einigen Extras aus. Hervorstechendstes Detail ist dabei eine in Deutschland bei einer Länge von über 11 Metern völlig undenkbare Sattelplatte! Darüber hinaus verfügt der Lkw über eine Frontabstützung und Wechselbrücken-Aufnahmen. Doch nicht nur Fahrzeugbauer Lyma wuchs bei diesem Truck über sich selbst hinaus. So stattete Fassi den 84,30 Tonnenmeter-Kran unter anderem mit der neuen AWC-Funktion aus, die es erlaubt, die Kranspitze des F990 in gerader Linie zu dirigieren, ohne die daran beteiligten Krankomponenten einzeln anzusteuern.
Die Kombination mit Sattelzugmaschine schien auch Frank Rech, Inhaber und Geschäftsführer von Rech Kranservice aus Baumholder, beim Einsatz eines Ladekrans als Hilfskran für seine Mobilkrane eine naheliegende Lösung zu sein. Fassi stattete dazu einen dreiachsigen MAN TGX 33.580 mit dem F545RA.2.26 aus. Die Vielseitigkeit der Kombi profitiert dabei nicht nur von der zusätzlichen Frontabstützung, sondern auch von der Ausstattung des F545 mit der Fassi-V30-Winde.
Auf Kommando einsatzbereit
Größtmögliche Variabilität im Einsatz und eine in jedem beliebigen Winkel um den Neuzugang im Fuhrpark abrufbare maximale Kranleistung, darauf kam es auch Maximilian Seither, Junior-Chef der Schlosserei Hey und Geschäftsführer des von ihm gegründeten Unternehmenszweigs Krandienstleistungen, an. Der PROTRADER traf Seither bei der Arbeit mit seinem nagelneuen Fassi-F820RA-Ladekran im Zusammenhang mit der Rekonstruktion des einsturzgefährdeten Dachstuhls der historischen Kirche St. Remigius in Diedesfeld an der Weinstraße. In den engen Gassen des geschichtsträchtigen Ortskerns verlangte er dem auf einen MAN TGX 35.580-Vierachser aufgebauten Ladekran alles ab, um die massigen Binder hinauf zur Baustelle zu hieven. Tonnenschwere Stahlplatten auf dem als Wechselbrücke ausgeführten Hilfsrahmen sorgten zusammen mit der intelligenten Stabilitätskontrolle FSC-S2 des F820 für eine jederzeit 100-prozentige Standsicherheit.
Auch der standardmäßig auf dem Volvo FH 420 des Hamburger Recyclingunternehmens Peter Beuck mitgeführte Fassi-F165-Ladekran kann dank seiner Montage auf dem Rahmen eines gekürzten Abrollcontainers im Bedarfsfall abgestellt werden. Geschäftsführer Karsten Wehner hatte das Fahrzeug für das effiziente Einsammeln von BigBags angeschafft, wollte durch seine Ausstattung mit einem Hakengerät aber gleichzeitig dafür Sorge tragen, dass der Neuzugang mit einem standardmäßigen 36-Kubikmeter-Container auch Großkunden bedienen kann. Neben dem über eine flexible Schlauchverbindung hergestellten Hydraulikanschluss des Krans am Fahrzeugheck sorgte der italienische Ladekranspezialist hier unter Anderem für eine bei Modellen dieser Größe eigentlich unübliche, für ein Absetzen samt Container aber unverzichtbare Schwenkabstützung, die zur möglichst stromlinienförmigen Abwicklung der Jobs zudem über eine Scanreco-Fernsteuerung aktiviert werden kann.
Durchdachte Konzepte gewinnen
Hochgradig erfreut zeigte sich auch Jasmin Buljevic, der Geschäftsführer eines für den Frankfurter Baustoffgroßhändler Köbig tätigen Subunternehmens, wie offen und engagiert die Mannschaft von Fassi Ladekrane auch auf einige seiner weniger alltäglichen Wünsche reagiert hat. Hauptmotiv war auch bei seinem mit Fassi-F240ASXP-Ladekran ausgestatteten MAN TGX 26.500 eine möglichst zeitsparende Zustellung bestellter Baustoffe. Besonders wichtig war ihm daher die Ausrüstung seines Baustoffkrans mit einer Joysticksteuerung. Wer den sympathischen Unternehmer einmal damit hat operieren sehen, dem leuchtet auf Anhieb ein, welch gewaltigen Effizienzgewinn er damit einfahren kann. Stammte selbst diese Steuerung aus dem riesigen Portfolio der Italiener, konnte der Gründauer Fassi-Vertrieb für die ebenfalls gewünschte Wetterschutzkabine seine umfangreiche Kenntnis diverser Zulieferer nutzen. Fahrzeugbauer Müller aus Andernach fand sogar noch ein Plätzchen für die Installation eines Wassertanks zum Händewaschen.
Dessen Sternstunde schlug auch, als es galt, für das auf Zimmerarbeiten und Bedachungen spezialisierte Unternehmen Holzbau Dahm einen Volvo FMX 540 mit Fassi-F1150-Ladekran auszustatten. Weil das Fahrzeug zugleich für den Transport zum Teil sehr langer Binder eingesetzt werden sollte, entwickelte Dahm-Geschäftsführer Ralf Henk zusammen mit Fassi Ladekrane ein bis ins Letzte durchdachtes Fahrzeugkonzept: Mit der Wahl des sehr niedrigen Fahrgestells der besonders robusten Volvo FMX-Baureihe und eines ebenfalls sehr niedrigen Fahrerhauses konnte oberhalb des Trucks fast ein halber Meter lichter Raum freigeschlagen werden, um dort über den eingefalteten Kran und das Fahrerhaus hinweg überlange Bauteile transportieren zu können. So wurde das Manko einer durch den Kran verkürzten Ladefläche mehr als ausgeglichen. Voraussetzung war eine hydraulisch aus- bzw. für Kranarbeiten einfahrbare vordere Auflage für solche Dachbinder. Ebenfalls vom Fahrzeugbauer stammten eine hydraulisch verlängerbare Pritsche und eine Frontabstützung, die dem F1150 zur einer allseitigen Standsicherheit von 100 Prozent verhilft.
Robuste Technik gefragt
Auf die Fassi-Töchter Cranab und Marrel griffen die Gründauer bereits vor einigen Jahren zurück, als die kurz nach der Wende gegründete Zühlke Betriebsgesellschaft, die in Brandenburg im Auftrag von Straßenbaumeistereien und Straßenbauämtern an Bundes-, Landes- und Kreisstraßen Kronpflegearbeiten und Lichtraumprofilschnitte ausführt, eine preiswerte und leistungsfähige Lösung zur Entsorgung von Totholz suchte. Im Zentrum der Fahrzeugentwicklung stand ein Iveco Trakker 410, der mit Marrel-AL20S-Hakengerät und Cranab-TZ12.2-Holzkran ausgestattet wurde. Im Rahmen der oftmals sehr anspruchsvollen Arbeit des Unternehmens bewährte sich nicht nur der sehr robuste Ladekran mit zur Gänze innenliegenden Hydraulikleitungen, sondern das dank Kniehebelprinzip ausgesprochen hubstarke Marrel-Aggregat, das selbst tief in den weichen Untergrund eingesunkene 30-Kubikmeter-Container zuverlässig auf den Lkw zu ziehen vermag.