Ein leistungsstarker Fassi-F710-Ladekran erlaubt dem Spezialisten Ruf Baustoffe die Auslieferung schwerster Betonfertigteile
Etwas ist schief gelaufen an diesem Montagmorgen. Hans-Peter Spanfellner blickt auf den in einer Vertiefung stehenden Friedrich Zwengauer herunter, der einigermaßen ratlos in einer kaum mehr als einen halben Meter hinabreichenden Vertiefung steht. Genau hier sollte seine Baufirma mittlerweile eigentlich eine mehrere Meter tiefe Grube ausgehoben haben, um wenig später das hineinzuheben, was Spanfellner hierhin geführt hat: eine 2,60 Meter hohe Regenwasser-Zisterne, eines der Produkte aus dem Produktprogramm seines Arbeitgebers Ruf Baustoffe. Doch so kann das nichts werden! Das Problem sind drei im Boden verlaufende Leitungen, die ganz offensichtlich nicht da sind, wo sie sein sollten. Gas- und Wasserleitung sowie das Hauptstromkabel für die ganze Nachbarschaft liegen viel dichter beieinander, als die Markierungen der Stadtwerke auf dem für die Bauarbeiten halbwegs planierten Boden glauben machen wollen. Zwei Mitarbeiter des Energie- und Wasserversorgers sind, von Zwengauers Anruf aufgeschreckt, ebenfalls vor Ort und versuchen herauszufinden, wie das sein kann.
Baustelle auf Abwegen
Dass hier in Hanglage am Ende einer ausgesprochen steilen Sackgasse überhaupt noch ein Grundstück zur Bebauung gefunden werden konnte, grenzt an ein Wunder. Ein noch viel größeres Wunder ist es, dass Zwengauers Maschinist Erich Schülein mit seinem Komatsu PC 190 LC bislang keine der Leitungen beschädigt hat. Doch das mit den Wundern hat eben auch seine Grenzen. Die Wunschvorstellung aller Beteiligten, die schwere Zisterne noch an diesem Morgen im Boden zu versenken – das wäre dann doch zu viel des Guten. Trübe Aussichten also, zu denen der von dunklen Wolken verhangene Himmel auf ideale Weise zu passen scheint.
Schnell einigt man sich, das riesige Betonteil zunächst dort abzustellen, wo der Boden für den späteren Guss der Fundamentplatte bereits eingeebnet ist. Ist die Grube einmal ausgehoben will Schülein die Zisterne dann mit seinem Kettenbagger dort abstellen. Denn Spanfellner hat, obwohl an diesem Morgen eine zweite Zisternen-Auslieferung wegen eines Quarantänefalls zunächst auf unbestimmte Zeit verschoben wurde, am Ende nicht ewig Zeit. Irgendwann wird der Fahrer mit seinem Volvo FH 500 wieder in Wilburgstetten erwartet. Am Nachmittag soll er in Wemding noch eine Reihe von Doppelwänden ausliefern und die müssen schließlich noch geladen werden.
Umfangreiches Produktportfolio bei Ruf
In Wilburgstetten ist das Stammwerk der Firma Ruf. Hier sind große Teile der Fertigung und der Ruf-Baustofffachmarkt beheimatet. Mit Abstand wichtigster Geschäftszweig ist die Fertigung von Betonfertigteilen. So produziert das Unternehmen für den Tiefbau unter anderem Betonrohre, Rohrverzweigungen und Schachtringe, für den Industrie- und Gewerbebau Hallensysteme, Stützen und Binder. Für den Wohnungsbau umfasst das Angebot beispielsweise Filigranbetondecken, Doppelwände oder eben auch die Ruf-Wasserzisternen. Die Größenordnungen liegen zwischen 4,2 und 18,6 Kubikmetern.
Zum gesamten Angebot gehört selbstverständlich auch ein Lieferservice. Und da die Fertigbetonteile ausnahmslos keine Leichtgewichte sind, unterhält Ruf auch eine ganze Reihe von Fahrzeugen zur Auslieferung. Neben vier Lkw mit kleinen Ladekranen gibt es noch zwei, die mit leistungsstarken Ladekranen ausgestattet sind. Einer von ihnen ist der nagelneue Volvo-FH-500-Vierachser, der über einen heckseitig aufgebauten Fassi-F710-Ladekran verfügt. Er ist in der Lage, zwischen 3,9 Tonnen und maximal 7,9 Tonnen schwere Zisternen auszuliefern.
Potenter Leistungsträger
Der zählt bei den Italienern bereits zu den schweren Kranen. Mit sechs Ausschüben erreicht der Ladekran eine Reichweite von ca. 14 Metern und kann bei dieser Ausladung noch 3,8 Tonnen heben. Ist mehr Reichweite gefragt, kann Jib L414 mitgenommen werden, das eine Reichweitenverlängerung auf bis zu 26 Meter erlaubt. Freilich darf der Kran mit der offiziellen Bezeichnung F710RA.2.26 L414 dann bei maximaler Reichweite nur noch 1,26 Tonnen heben – viel zu wenig für die 7,4-Kubikmeter-Zisternen, deren Unterteil mit stattlichen 4,8 Tonnen zu Buche schlägt. Daher ist die Verlängerung, die ihrerseits die Ladekapazität des Trägerfahrzeugs begrenzt, an diesem Tag gleich zu Hause in Wilburgstetten geblieben.
Die größte Herausforderung, der sich der Ladekran F710 heute wird stellen müssen, ist allerdings anderer Natur. Doch zunächst gilt es, mit dem Fahrzeug überhaupt auf die Baustelle zu kommen. Noch wird die Zufahrt durch Zwengauers Kipper blockiert.
Fahrerisches Können gefragt
Um dem Ruf-Fahrer zu ersparen, die Sackgasse bis zur Urlasstraße zurückzufahren, muss der Kipper zunächst beiseite rangiert werden. Dafür bietet sich nur der bis an die Südkante des Grundstücks reichende Wendehammer an. Für den Ruf-Truck war bereits die Anfahrt bis hier oben eine veritable Herausforderung, denn im Vorwärtsgang konnte der 11,70 Meter lange Vierachser schon die Einfahrt in die Bergstraße nicht bewältigen und musste rückwärts den ganzen Weg hinauf zur Baustelle gefahren werden.
Wie eng die Baustelle allerdings wirklich ist, zeigt sich erst, als Spanfellner den FH 500 endlich – Kran voraus – bis zur Baustelle gebracht hat. Nur durch mehrfaches Vor- und Zurückstoßen lässt sich der stattliche Lkw um Haaresbreite an der Vertiefung vorbeimanövrieren, die noch eine Grube werden will. Nur so ist es unterdessen möglich, die Zisterne auf ihre vorübergehende Parkposition zu hieven. Einige Meter weiter im Rückwärtsgang ist allerdings das Ende der Fahnenstange erreicht. Weiter geht es nicht!
Routine-Einsatz mit Fassi-Ladekran
Hier sind schon eine stattliche Reichweite und ein beachtliches Hubvermögen gefragt. Diese Herausforderung wird den F710, da ist sich Spanfellner sicher, nicht an seine Grenzen treiben. Das Problem ist die Neigung des Fahrzeugs nach vorne, die so einen Kraneinsatz nicht zulassen würde. Zum Glück gestattet die Luftfederung des Volvo-Trucks, die Hinterachsen weit einzuziehen. Den Rest muss die Abstützung erledigen. Auch wenn vorne die maximale Stützweite kaum ausgenutzt werden kann – am Ende schweben die Vorderräder zwei Hände breit über dem Boden. Wie sieht es mit der Nivellierung aus? „Ideal ist das nicht“, stellt er fest, „immer noch 4,1 Grad Neigung nach vorne.“
Mit reduzierter Geschwindigkeit ließe sich der 710 Ladekran so aber zu einem Hub bewegen. Das umso mehr, als die Hubrichtung der Neigung genau entgegengesetzt ist. Es dauert nicht lange, bis der Kran einsatzbereit ist. Minuten später schwebt die schwere Zisterne bereits ihrem vorübergehenden Standort entgegen. Nach einigen Sonderlocken für den Fotografen wartet das stattliche Betonfertigteil einstweilen auf seine letzte Reise. Kurze Zeit später ist auch der Zisternendeckel abgesetzt und Spanfellner kann seinen Truck für die Abfahrt klar machen.
Letzter Akt ist die Rückfahrt zum Standort des nahe der Bahnstrecke Nürnberg–Crailsheim geparkten Anhängers. Hier lässt sich auf ebenem Grund noch ein weiteres Schmankerl des FH 500 studieren: Der Truck ist nämlich mit dem brandaktuellen „Drive-by-Fassi“-System ausgestattet. So kann Spanfellner das stattliche Fahrzeug am Heck stehend völlig entspannt auf die Deichsel seines Anhängers zufahren lassen. Zeit für die Abfahrt. Bleibt nur festzuhalten, dass man selten auf Fahrer trifft, die ihr Fahrzeug so im Griff haben – und dennoch so von einer auf dem Markt bislang einzigartigen Technologie profitieren.
Die Ruf-Wasserzisterne konnte Zwengauers Baufirma übrigens noch am gleichen Tag einbauen. In Absprache mit den Stadtwerken wurde eine seitlich leicht versetzte Einbauposition gefunden.