Es ist ein alarmierender Befund: Im Jahr 2018 verzeichneten die Berufsgenossenschaften insgesamt 1.571 Tote infolge früherer Kontamination durch Asbest im Beruf. Das ARD-Politikmagazin KONTRASTE berichtete im Januar unter Berufung auf Zahlen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung, dass es im selben Jahr darüber hinaus fast 10.000 Verdachtsfälle auf Asbesterkrankungen gegeben habe. Auch ein Vierteljahrhundert nach dem Asbestverbot verfügt der Stoff immer noch über ein hohes Gefährdungspotenzial. Vor diesem Hintergrund ist insbesondere die Frage zu klären, wo Asbest verbaut wurde und woraus daher die Gefahren resultieren. Nach einer auch vom Bundesbauministerium geteilten Schätzung sind in Deutschland immer noch ein Viertel aller Wohnimmobilien asbestbelastet. Doch während die EU-Kommission Asbest bis 2032 auch aus alten Gebäuden vollständig verbannen will, gibt es in Deutschland kein spezifisches Förderprogramm für die bauliche Asbestsanierung.
„In Häusern, die zwischen 1960 und 1990 gebaut wurden, ist mit fast hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit Asbest zu finden“, ist sich Torsten Mußdorf, Geschäftsführer des Norddeutschen Asbestsanierungsverbandes (NAV), sicher. In den meisten Fällen befinde er sich in Platten aus Asbestzement, die in Dächern, Fassaden oder Luftschächten verbaut wurden. Wichtig sei aber die Unterscheidung zwischen festgebundenen Asbestprodukten und schwach gebundenen Asbestprodukten. Erstere können dabei ruhig im Haus bleiben. Gefährlich werde es erst, wenn Asbestprodukte nicht erkannt und ohne ausreichende Schutzmaßnahmen ausgebaut werden.