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Komatsu – fit für die Zukunft

Im Rahmen der bauma 2022 nutzte das Team von PROTRADER die Gelegenheit, Marco Maschke, Leiter Deutschlandbüro bei Komatsu Europe International, einige Fragen zum Unternehmen sowie zum Messeauftritt zu stellen

PROTRADER: Herr Maschke, vielen Dank, dass Sie sich trotz des Messerummels Zeit für uns genommen haben! Nachhaltigkeit steht nicht nur im Fokus der Weltleitmesse bauma 2022, sondern ist eines der zentralen Themen unserer Zeit. Was sieht Komatsu als die größte Herausforderung für die Zukunft der Baumaschinenindustrie?

Marco Maschke: Hier gilt es, verschiedene Aspekte zu berücksichtigen. Nachhaltigkeit ist eines dieser Themen. Daher arbeitet Komatsu beispielsweise an verschiedenen Konzepten zu alternativen Antrieben. Mit der Elektrifizierung, die ein weiteres Kernthema ist, ist der Weg hier nicht abgeschlossen. Doch wir sehen auch einen wichtigen Punkt in der kontinuierlichen Verbesserung herkömmlicher Motorenkonzepte, da aktuell ein Großteil der CO2-Emissionen während des täglichen Betriebs der Maschinen entstehen.

Der Fachkräftemangel ist ein weiteres, zentrales Thema. Dies betrifft nicht nur unsere Kunden, sondern auch uns als europäischen Hersteller. In unseren vier europäischen Werken für die Baumaschinenproduktion, zwei davon in Deutschland, spielt die Ausbildung eine essentielle Rolle. So wollen wir dem Fachkräftemangel entgegen wirken. Unsere Kunden unterstützen wir bei der Gewinnung zukünftiger Fachkräfte, indem wir auf der bauma unsere Simulatoren mit Original-Komatsu-Komponenten sowie Programme für Fahrerschulungen vorstellen.

PROTRADER: Welche Lösungen bietet Komatsu an, um die Baubranche auf dem Weg in die Klimaneutralität zu unterstützen?

Marco Maschke: Komatsu hat es sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 die CO2-Emissionen in Vergleich zu 2010 um die Hälfte zu reduzieren und gleichzeitig den Anteil der genutzten erneuerbaren Energien um 50 Prozent zu erhöhen. Bis 2050 wollen wir klimaneutral sein. Wie Sie auf dem Messestand von Komatsu sehen, stellen wir uns dafür im Bereich der elektrisch betriebenen Baumaschinen auf. Wir sind stolz, auf der diesjährigen bauma verschiedene Modelle und Größen zeigen zu können: vom 400-kg-Mikrobagger mit innovativer Batteriewechseltechnik, über einen 21-t-Raupenbagger mit einer unschlagbaren Akkukapazität, bis hin zum elektrisch angetriebenen 400-t-Miningbagger. Alle Maschinen sind im dynamischen Einsatz auf der bauma zu sehen, wie auch das Konzept unseres vollelektrischen Radladers während der Demo-Show. Daneben zeigen wir auch unseren CO2-neutralen Brecher BR380.

PROTRADER: Die digitale Transformation hält Einzug in die Bauindustrie. Was beinhaltet das Lösungspaket Komatsu Smart Construction und inwiefern unterstützt es Unternehmen auf dem Weg in die Digitalisierung?

Marco Maschke: Die digitale Transformation wird von Komatsu in einer schrittweisen Annäherung zum Kunden betrachtet. Der erste Schritt beinhaltet das Internet der Dinge (IOT). Diese Sensoren erzeugen Daten, die direkt auf die nächste Ebene führen, nämlich die der Visualisierung. Die Visualisierung erzeugt den digitale Zwilling. Der digitale Zwilling stellt das virtuelle Gegenbild der Baustelle dar. Er wird dann in der nächsten Ebene analysiert. Die Analyse führt zu dem Wissen der Produktivität und des Baufortschritts der Baustelle. Auf der nächsten Ebene ist Smart Construction durch den Service Smart Construction Simulation in der Lage, Abweichungen des digitalen Zwillings zur Wirklichkeit zu beheben oder gar den Prozess zu optimieren. Das hier erzeugte Wissen sollte dafür sorgen, dass man bei der nächsten Baustelle vorab simuliert und die nächste Baustelle optimaler angeht. Wenn man diese Gesamtabfolge betrachtet, ergibt sich ein Lösungspaket von Smart Construction.

PROTRADER: Mit Smart Construction Retrofit hat Komatsu Europe ein 3D-Maschinensteuerungssystem auf den Markt gebracht, das man in Baggern aller Größen verwenden kann. Das System ermöglicht es, auch ältere Maschinen mit intelligenter Technik nachzurüsten. Welche Vorteile bietet der Einsatz von Smart Construction Retrofit?

Marco Maschke: Das Maschinensteuerungssystem kann in Baggern aller Größen und Marken verwendet werden. Das Wiegesystem (momentan nur bei Komatsu Maschinen) ermöglicht den Datenfluss zur Erdbewegungsanalyse durch Smart Construction Fleet. Dieses System ermöglicht es, auch ältere Maschinen mit intelligenter Technik und zum Visualisierungstool Smart Construction Dashboard durch Wie-Gebaut-Daten kommunizierend nachzurüsten.

PROTRADER: Der Fachkräftemangel erweist sich zunehmend als Problem für die Baubranche. Wie möchte Komatsu junge Menschen für die Arbeit auf dem Bau und/oder mit Baumaschinen begeistern? Wie sieht Komatsu den Arbeitsplatz der Zukunft?

Marco Maschke: Wir wollen zeigen, dass die Baubranche, egal, ob Hersteller oder Anwender, ein attraktives Arbeitsumfeld mit vielfältigen Entwicklungsmöglichkeiten bietet. Hierfür präsentieren wir auf der bauma unter anderem unseren Ausbildungsbereich im Rahmen von Think Big. Hier können sich Nachwuchskräfte bei dem Zusammenbau von Miniaturbaumaschinenmodellen aus Metall handwerklich ausprobieren. Sie erfahren nebenbei, welche Entwicklungsmöglichkeiten wir bieten. Auch unsere Fahrsimulatoren sollen an die Arbeit mit Baumaschinen beziehungsweise in der Baubranche heranführen. Als Publikumsmagnet funktionieren sie auf der bauma in diesem Jahr auf jeden Fall, was uns den Austausch mit unserer Zielgruppe ermöglicht. Die Rückmeldungen helfen uns, uns langfristig auf die kommenden Generationen einzustellen und die Arbeitsplätze gemeinsam mit ihnen zu gestalten. Darüber hinaus sehen wir großes Potential in der Digitalisierung der Baustelle. Feststeht, die Baustelle wird kontinuierlich digitaler und Prozesse werden automatisierter und vernetzter.

Vollelektrischer Radlader von Komatsu
Komatsu und Moog planen einen gemeinsamen Test des vollelektrischen Laders, um das Konzept weiter zu erproben

PROTRADER: Komatsu präsentiert auf der bauma den Prototypen eines vollelektrischen Radladers, der in Zusammenarbeit mit Moog Inc. – Entwickler und Hersteller von Präzisionssteuerungskomponenten und -systemen – entwickelt und gebaut wurde. Was zeichnet diese neue Maschine aus?

Marco Maschke: Bei dieser Konzeptmaschine handelt es sich um eine Maschine, bei der sämtliche Komponenten elektrisch betätigt werden. Vom Antrieb bis hin zur Steuerung der Ladefunktionen. Weiterhin zeichnet diese Maschine aus, das verschiedene Systeme wie Energiemanagement, Antriebssteuerung, Vernetzung und Automatisierung nahtlos in ein Radladermodell integriert werden konnten.

Ziel ist es dabei zu testen, was heute schon möglich ist und so die Basis der nächsten Maschinengeneration sprichwörtlich zu erfahren und gleichzeitig die Entwicklungskosten und die Zeit bis zur Markteinführung zu reduzieren. Wir planen einen gemeinsamen Test des vollelektrischen Laders nach der bauma 2022, um das Konzept weiter zu erproben und versprechen uns dabei ein neues Niveau an Effizienz, Betriebszeit und Komfort zu erreichen. Der gemeinsame Test der Unternehmen wird deutlich machen, dass sie den Betriebszyklus der Maschine verlängert und mit innovativen Assistenzfunktionen eine ermüdungsfreie und komfortable Arbeitsumgebung für die Fahrer geschaffen haben, um die Maschine optimal zu bedienen und den Arbeitstag zu meistern.

Unser Partner Moog, mit dem wir bei der Entwicklung dieser Maschine zusammengearbeitet haben, verfügt über langjährige Erfahrung in der Umstellung von hydraulischen auf elektrische Systeme in der Luft- und Raumfahrt, bei Industriemaschinen, unter anderem für Simulatoren für Luft-, See- und Landfahrzeuge. Das intelligente Elektrifizierungssystem von Moog wird Komatsu bei der Steuerung der Arbeitsfunktionen des Laders helfen, aber auch bei der Kontrolle des Energieverbrauchs, um die Betriebszeit zu verlängern und die Wartungskosten im Vergleich zu Alternativen mit Dieselmotoren zu senken.

PROTRADER: Auch der HD785-8 feierte auf der bauma seine Premiere. Was sind die Besonderheiten dieses Starrrahmen-Muldenkippers?

Marco Maschke: Der HD785-8 bietet neben weiteren Technologien die Auto Retard Speed Control, zum Voreinstellen der Geschwindigkeit beim Befahren von Gefällestrecken, sodass der Fahrer sich voll und ganz auf das Lenken konzentrieren kann. Durch Betätigen des Steuerhebels kann die Geschwindigkeit dabei in Schritten von 1 km/h an das jeweilige Gefälle angepasst werden.

Darüber hinaus besticht die Maschine durch einen besonders kleinen Wenderadius, wie Sie es auch bei der bauma Demo-Show live miterleben konnten. Dies ist dem MacPherson-Federbein der Vorderradaufhängung geschuldet. Es besitzt einen besonderen A-förmigen Dreieckslenker, der am Hauptrahmen gelenkig gelagert ist. Durch den größeren Zwischenraum kann das Vorderrad größere Lenkwinkel einnehmen. Ebenfalls während der Komatsu bauma Demo-Show sichtbar war die Nutzlastwaage. Der Muldenkipper hat zwei Ladestandsanzeigen in Form von Ampeln, die für den Fahrer der Lademaschine sichtbar sind. Die Ampel zeigt den aktuellen Ladestatus der Mulde an. Die Genauigkeit der Waage beträgt nach einer Kalibrierung ca. +/-1%. Natürlich bietet der Muldenkipper durch die neue ergonomische Fahrerkabine und den luftgefederten Fahrersitz mit Heizung und Belüftung auch erstklassigen Fahrerkomfort.

PROTRADER: Wofür steht der japanische Begriff DANTOTSU und welche Bedeutung hat er in Bezug auf Komatsus Unternehmensstrategie?

Marco Maschke: „Dantotsu“ ist nicht so einfach ins Deutsche zu übersetzen. Es bedeutet in etwa „Lernen von den Besten“ oder die „Besten der Besten“. Oder anders gesagt, werden damit Eigenschaften oder Produktvorteile beschrieben, die herausragend und nicht so einfach zu imitieren sind. Daraus ergibt sich der Anspruch, unseren Kunden jederzeit innovative Produkte in höchster Qualität zu liefern. Das zeigt sich unter anderem darin, dass wir unsere Produkte dort entwickeln und produzieren, wo global die höchsten Anforderungen und die höchste Nachfrage nach dem jeweiligen Produkt besteht. So werden beispielsweise Mobilbagger und Kleinradlader in unserem Werk in Hannover für den weltweiten Markt entwickelt und produziert. Damit stellen wir sicher, dass die Anforderungen unserer Kundschaft – speziell der deutschsprachigen – gleich von Anfang an in die Entwicklung mit einbezogen werden. So ist beispielsweise auch die Entwicklung des vollelektrischen Radladerkonzepts innerhalb kürzester Zeit an unserem Standort in Hannover umgesetzt worden.

PROTRADER: Herr Maschke, vielen Dank für diesen interessanten und informativen Austausch!