Anfassen, Ausprobieren und Fachsimpeln – zurück im Alltag der Baubranche, das war die Essenz der Coreum Praxistage in Stockstadt
Zum inzwischen vierten Mal hatte jüngst das Coreum zu den Praxistagen nach Stockstadt am Rhein geladen. Insgesamt rund 1.500 Fachbesucher hatten auf dem erst vor wenigen Jahren geschaffenen Gelände und im Hauptgebäude, dem sogenannten Forum, die Gelegenheit, sich über aktuelle Maschinen und Technik zu informieren und auszutauschen. Zahlreiche namhafte Marken stellten als Coreum Partner ihre Produkte und Dienstleistungen vor. Über 50 Hersteller – unter anderem Hitachi, Fuchs, Bell, Giant, RSP, Bredenoord, PowerBully, OilQuick, SitePlan, Leica Geosystems, Milwaukee, Dappen, BMD, rock.zone, BAUER, Kinshofer oder Optimas – waren auf den zur Verfügung stehenden rund 80.000 Quadratmetern Fläche vertreten.
Der Systemgedanke stand im Vordergrund
Bemerkenswert an dem, was es hier zu sehen gab, war insbesondere, dass – typisch für das Coreum – nicht so sehr einzelne Maschinen, sondern vielmehr die jeweiligen aktuellen Arbeitsprozesse im Vordergrund standen. Für das Stockstädter Unternehmen, das seine Kunden möglichst umfassend unterstützt, sind eben die Umwandlung von Schutt und Rückständen in Rohmaterial, der möglichst effiziente Zuschnitt von Abläufen oder das Ineinandergreifen einzelner Arbeitsschritte traditionell von zentraler Bedeutung. Folgerichtig war die Show daher auch nach einzelnen Fachbereichen organisiert. An insgesamt elf Stationen ließ sich auf jeweiligen Demobaustellen zu den Themen Abbruch, digitale Baustelle, Galabau, Gewinnung, Kabelbau, Kanalbau, schwerer Erdbau, Spezialtiefbau, Umschlag, Verkehrswegebau und Zero Emission das Zusammenspiel unterschiedlicher Maschinen, Anbaugeräte und Technologien im Detail verfolgen.
Sonderausstellung „Abbruch und Recycling“
Besonders beeindruckend gelang das insbesondere bei der Vorführung des stattlichen Hitachi-KMC-400P-Abbruchbaggers. Sein vollhydraulisches Auslegerwechselsystem versetzt ihn in die Lage, unterschiedlichste Aufgaben auf der Abbruchbaustelle wahrzunehmen. Außerdem bringt es zusammen mit dem teleskopierbaren Fahrwerk im Transportfall deutliche Erleichterungen mit sich. In Aktion zu erleben war die Maschine im Rahmen der Sonderausstellung der Expo „Abbruch und mineralisches Recycling“. Diese Ausstellung fand den ganzen September hindurch im Coreum statt und blieb zu den Coreum Praxistagen noch stehen. Hier wurden unter anderem auch Lösungen gezeigt, wie künftig die Vorgaben der im Sommer 2023 in Kraft tretenden Mantelverordnung für Ersatzbaustoffe und Bodenschutz der Bundesregierung zur Verwertung der mineralischen Abfälle eingehalten werden können.
Neue Technologien im Rahmen der Coreum Praxistage
Höchst bereichernd war auch die Präsentation neuer Digital-Technologien, die teilweise erst kürzlich auf dem Markt erschienen sind. So zeigte das Start-Up SitePlan ein Verfahren, mit dem Pläne im PDF-Format mit exakten georeferenzierten Geländedaten kombiniert werden können. So lassen sich innerhalb kürzester Zeit exakte Aufmaße erstellen. Ebenso beeindruckend war auch die Präsentation auf der „Digitalen Baustelle“. Hier waren Kettenbagger unterschiedlichster Leistungklassen mit Maschinensteuerungen der Marke Leica Geosystems im Einsatz. Zahlreiche digitale Services wie Telematikfunktionen, die Dokumention des Arbeitsfortschritts oder etwa das Überspielen von Geländemodellen, Anbaugeräte-spezifischer Ölflussmengen oder Softwareupdates profitieren von der Integration der Systeme in die Leica-Cloud.
Besonders hervorzuheben ist zudem der Zugewinn in puncto Sicherheit. Hier sorgt die Ausstattung jedes Mitarbeiters auf der Baustelle mit einem Sender dafür, dass Maschinisten nicht nur gewarnt werden, wenn sich jemand der Maschine nähert, sondern zudem erkennen, aus welcher Richtung die Annäherung erfolgt.
Ausprobieren und Testen
Entscheidendes Merkmal der Praxistage war unterdessen vor allem eins: die Möglichkeit, selbst Hand ans Steuer zu legen, respektive sich an die Joysticks zu setzen und unterschiedlichste Maschinen ausgiebig zu testen. Hier eröffnete sich für Fachbesucher die Möglichkeit, unter Anleitung von Anwendungsberatern auf den Demobaustellen oder auch im sogenannten „Sandkasten“, einer im Innenbereich des Forums dauerhaft eingerichteten Übungs- und Erprobungsfläche für die Erdbewegung, Baggern oder Radladern direkt auf die Zähne zu fühlen und einen unmittelbaren Eindruck von ihrer Performance zu gewinnen.
Erstaunlich dabei war auch die Vorstellung einiger kaum über zehn Lenze hinausgekommener „Nachwuchsmaschinisten“, von deren virtuoser Beherrschung der Maschinen man sich hier überzeugen konnte. Nicht ganz ohne Unterhaltungswert war zudem die Verpflichtung von Agnes Borchers für die Teilnahme an den Praxistagen. Borchers, seit 2013 Baumaschinenführerin, hat als „Püppi at work“ dank eigener Website und mehrerer Social-Media-Auftritte bei Facebook, Instagram oder Tiktok längst Promistatus erlangt. Trotz ihrer buchstäblich auf der Haut als Tattoo am Oberarm zur Schau gestellten Vorliebe für Caterpillar zeigte sie am Steuer keine Berührungsängste mit Maschinen von Hitachi oder Bell.