Emissionsarmes Fahren und Arbeiten zählt aktuell zu den Hauptentwicklungszielen der Branche. Im Fokus der internationalen Aufmerksamkeit stehen derzeit batterieelektrische Antriebe
Die Elektrifizierung von Baumaschinen schreitet weiter voran. Schon 2021 wurde wieder eine ganze Reihe von Neuheiten auf den Markt gebracht. Beispielsweise nimmt Volvo Construction Equipment (Volvo CE) bereits seit Februar 2020 Bestellungen für seinen Kompaktbagger ECR25 Electric und den Radlader L25 Electric an. Die ersten der in 13 Ländern angebotenen Maschinen wurden bereits an die Endkunden ausgeliefert.
Ebenfalls im Jahr 2020 führte der Münchener Hersteller Wacker Neuson den Minibagger EZ17e als Serienprodukt in den Markt ein. Zu sehen war die Maschinen bereits im Jahr davor auf der bauma 2019. „Auf der bauma 2019 stand das Thema Zero Emission für uns absolut im Fokus. Die Messe war die perfekte Plattform, um unseren EZ17e als weiteres Puzzlestück für komplett emissionsfreie Baustellen zu präsentieren“, sagt Alexander Greschner, CSO der Wacker Neuson Group. Seit dem Jahr 2020 hat auch CASE Construction Equipment erstmals eine elektrische Baumaschine im Portfolio. Der 580 EV ist nicht nur eine Premiere für den US-amerikanischen Hersteller, er ist auch der erste vollelektrische Baggerlader weltweit.
Umweltbewusste Kommunen als wichtige Markttreiber
Als wesentliche treibende Kräfte für den Einsatz von E-Baumaschinen gelten die Kommunen. „Es gibt in vielen Großstädten Auflagen bezüglich der Lärm- und Schadstoffemissionen, den die bei bestimmten Aufträgen eingesetzten Maschinen haben dürfen. Hier können unsere leisen und abgasfreien Maschinen punkten, ebenso wie bei Anwendungen in Gebäuden oder Tunneln“, beschreibt Christian Krauskopf, Geschäftsführer Volvo CE Germany, die Situation.
E-Lösungen vor allem in kleineren Leistungsbereichen
Laut Prof. Dr.-Ing. Marcus Geimer stehen bei den Antrieben von Baumaschinen Elektrik und Hydraulik aktuell in einem gesunden Wettbewerb. „Allerdings sehe ich die elektrischen Antriebe nach wie vor in eher kleineren Leistungsbereichen bis maximal 20 Kilowatt“, sagt der Leiter des Institutsteils Mobile Arbeitsmaschinen des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). Was nicht heißt, dass im Einzelfall mit durchdachten Konzepten auch ganz andere Dimensionen erreicht werden können. „Für erfolgreiche E-Lösungen muss man sehr genau auf die Lastzyklen und die Arbeitsaufgaben der Maschinen schauen“, verdeutlicht der Professor.
Lastzyklen als das entscheidende Anwendungskriterium
Mustergültig durchexerziert hat man dies nach seinen Worten in der Schweiz beim eDumper. So heißt ein von Forschungs- und Industriepartnern gemeinsam zum weltweit größten E-Batteriefahrzeug umgebauter Komatsu-Muldenkipper. Er transportiert seit dem Jahr 2018 in einem Steinbruch in Péry im Berner Jura pro Fahrt bis zu 65 Tonnen Kalk- und Mergelgesteine aus einem höher gelegenen Abbaugebiet zu einer tiefer gelegenen Verarbeitungsanlage. Bei der voll beladenen Talfahrt wird der Energiespeicher mittels Rekuperation der Bremsenergie aufgeladen. Nach Angaben der Lithium System GmbH (Illnau/Schweiz), die unter anderem die 4,5 Tonnen schwere Batterie des Fahrzeugs lieferte, wird bei der Talfahrt in etwa gleich viel Strom erzeugt, wie für die Bergfahrt benötigt wird. Aktuell ist eine noch größere Variante des eDumpers in Planung, die dann 100 Tonnen Nutzlast haben soll.
Hybrid, Wasserstoff und Bio-Kraftstoffe als Alternativen
Bei aller Begeisterung für leise und zumindest lokal abgasfreie Elektromobilität: Sollen die Emissionen der Baumaschinen-Flotten in ihrer gesamten Breite weiter gesenkt werden, gilt es, auch andere Technologien voranzutreiben. Prof. Geimer: „Neben weiteren Hybrid-Lösungen wird aktuell beispielsweise stark an Wasserstofffahrzeugen mit Brennstoffzelle geforscht. Eines der dabei zu lösenden Probleme ist der Tankraum, da Wasserstoff ein deutlich größeres Volumen als Diesel bei gleichem Energieinhalt benötigt. Ferner sollte man – vor allem für die sehr großen Maschinen und Fahrzeuge – die Einsatzmöglichkeiten von CO2-neutralen biogenen Kraftstoffen im Blick behalten.“„Der Weg zur Null-Emission“ ist auch eines der Leitthemen der bauma 2022.
Quelle: bauma.de