Eine Maschine, deren Kernkompetenz ihre Vielseitigkeit ist, das ist das schlagende Argument für einen Merlo
Mancherorts in Deutschland, so wird uns immer wieder berichtet, gilt der Name des Herstellers Merlo bereits als Synonym für Teleskoplader. Vor allem in landwirtschaftlich geprägten Regionen ist dies der Fall. Auch auf dem Bau sind die Maschinen mit ihrer üblicherweise leuchtend grünen Lackierung häufig zu sehen. Was hat es damit auf sich? Der PROTRADER hat dem deutschen Merlo-Standort in Bremen einen Besuch abgestattet. Das eigenständige, mittlerweile als Merlo Deutschland firmierende Unternehmen wurde 1992 gegründet und ist seit 2004 an der jetzigen Adresse in der Nähe des Neustädter Hafens in Bremen ansässig. Aktuell hat Merlo Deutschland mittlerweile rund 16.000. Teleskoplader verkauft. Das ist kein schlechtes Ergebnis.
Eine Maschine mit universeller Eignung
„Über die Jahre hinweg verzeichnen wir im Mittel rund 20 Prozent an der Gesamtzahl verkaufter Maschinen der Marke“, präzisiert Clewing, „dennoch bleibt Deutschland ein vergleichsweise kleiner Markt. Andere europäische Länder kommen auf sehr viel größere Stückzahlen. Hierzulande tat man sich offenbar lange Zeit schwerer mit Maschinen, die sich für unterschiedliche Arbeitsbereiche eignen.“ In England dagegen habe zum Beispiel auch der Baggerlader eine große Bedeutung, führt er weiter aus, und auch in Frankreich hätten Maschinen, die aus der konstruktiven Verbindung unterschiedlicher Gattungen entstanden sind, eine lange Tradition. Ebenso wenig mache da Italien eine Ausnahme: Kleinere Stückzahlen zwängen dort zu größerer Vielseitigkeit. Das sei auch bei den Merlo-Teleskopladern so: „Sie tragen die DNA unterschiedlicher Maschinengattungen in sich: die eines Krans und die eines Staplers und Laders. Als 1982 der erste Merlo-Teleskoplader SM30 erschien, war diese Synthese zu einer neuen Maschine bereits abgeschlossen.“
Bei dem vor allem bei Landwirten erfolgreichen Merlo „Multifarmer“ wiederhole sich diese Entwicklung: Mit Dreipunkt-Kraftheber und mechanischer Heckzapfwelle ausgestattet, bilde er gewissermaßen den Gegenentwurf zum weit verbreiteten Traktor mit Frontlader. Je nachdem, welche der beiden Verwendungen im konkreten Fall überwiege, empfehle sich die Wahl des einen oder des anderen. Klar ist dabei natürlich, dass im Zusammenhang mit Hubarbeiten der Teleskoplader hinsichtlich der Leistung und erst recht bei der Reichweite dem Klassiker auf diesem Feld weit überlegen ist.
Merlo Teleskoplader im Bausektor
Während der Multifarmer hier also seine Eignung längst unter Beweis gestellt hat und im Bereich der Landwirtschaft damit eine feste Größe ist, liegen die Talente der „Roto“-Reihe für einen Einsatz auf dem Bau durchaus auf der Hand. So verzeichne die technische Hotline, wie das Unternehmen jüngst bekannt gab, in letzter Zeit eine verstärkte Nachfrage im Zusammenhang mit der Nutzung der Roto-Modellreihe in Verbindung mit hängender Last. Dies sei vor allem bei der Verwendung der Maschinen im Hoch- und Spezialbau der Fall.
Keine Frage: Gerade dem Anforderungsprofil von Dachdeckern und Zimmereien werden die Merlo-Teleskoplader mit schwenkbarem Oberwagen auf geradezu ideale Weise gerecht. Ebenso sinnvoll ist ihr Einsatz im Gerüstbau oder auch bei der Montage von Industriehallen aus Fertigbauteilen.
Merlo stellt sich für die Zukunft auf
Mehr Schub bekommen hat die Nachfrage nach diesen Maschinen allerdings auch durch die rundum überarbeitete Konzipierung. Einer der Kernpunkte dabei ist ihre modulare Bauweise. Sie führt dazu, dass Merlo nicht mehr die Produktion einer Vielzahl jeweils nur für einzelne Maschinentypen verwendbarer Bauteile verfolgt, sondern sich künftig auf die Herstellung einer überschaubaren Zahl grundlegender Baugruppen verlagert. Diese können dann je nach Spezifikation individuell zu sehr unterschiedlichen Maschinen kombiniert werden. Manche Bauteile, wie etwa die Fahrerkabine, sind sogar völlig vereinheitlicht.
Dieses neue Konzept, auch wenn es, wie der Merlo-Deutschland-Geschäftsführer einräumt, noch nicht vollständig abgeschlossen ist, erlaubt es dem Hersteller, eine seiner oftmals entscheidenden Stärken auszuspielen: Merlo verfügt über eine ungemein breit aufgefächerte Modellpalette. Diese ermöglicht es, interessierten Kunden eine Maschine anzubieten, die auf ihren spezifischen Einsatzzweck optimal zugeschnitten ist.
Welche weiteren Neuerungen stehen gegebenenfalls in näherer Zukunft an? „Mit dem Schritt zu einer völlig neuen Konzipierung unserer Maschinen“, so Clewing, „haben wir aus Sicht der Herstellung einen neuen Weg eingeschlagen, der viele Aspekte wie etwa die Lagerhaltung fundamental vereinfacht. Den Merlo-Teleskoplader selbst allerdings werden wir auf absehbare Zeit nicht neu erfinden. Fortschritt findet hier eher in kleinen Schritten statt, innerhalb derer wir unsere Maschinen konsequent weiterentwickeln.“
Der Weg weise dabei ganz klar in Richtung immer größerer Reichweiten sowie vor allem einer sich stetig steigernden Hub- und Motorleistung sowie besserer Zugkraft. „Die kontinuierlich erzielten Fortschritte bei der Effizienz werden von diesem Prozess völlig absorbiert. So werden die Maschinen immer leistungsfähiger bei gleichzeitiger Verringerung des Verbrauchs.“ Grundlegende Neuerungen, auch in der Antriebsfrage, zeichneten sich bis auf Weiteres nicht ab.
Ausbau bestehender Potenziale
Merlo wird seine erfolgreiche Strategie auch in Zukunft weiter verfolgen. Hier bleibe es eine Herausforderung, so Clewing, in den unterschiedlichen Branchen Präsenz zu zeigen. GaLaBau, Agrarwirtschaft, Industrie und die Baubranche bilden ganz eigene Märkte und verfügen über jeweils eigene Messen, die das Angebot von Merlo nur in begrenztem Maße abdeckt.
Doch ihre unspezifische Ausrichtung und ihre breite Aufstellung bringt für die Italiener auch Vorteile: „Unser sehr heterogenes Kundenportfolio sorgt dafür, dass uns Probleme in einer einzigen Branche nur mittelbar treffen. Die Landwirte haben in der Corona-Krise ja überwiegend weitergearbeitet. Und dank der sehr hohen Fertigungstiefe von Merlo von über 90 Prozent waren wir auch von Lieferengpässen kaum betroffen. Merlo ist dadurch weitestgehend unabhängig von Krisensituationen. Dennoch: Auch wir haben im vergangenen Jahr ein Minus von etwa 10 Prozent zu verzeichnen.“
Ein grün dominierter Standort
Die Führung über das stattliche Gelände fördert dann auch nichts zu Tage, was man von der Marke nicht ohnehin erwartet hätte: Ein reichhaltiges Angebot wartet hier, das sowohl neue als auch Gebrauchtmaschinen umfasst. Spezielle Umbauten zeugen von individuellen Lösungen und zahlreiche Wartungs- und Reparaturarbeiten werden von dem rund 50-köpfigen Merlo-Team zugleich ausgeführt. Zuverlässiger und kurzfristig verfügbarer Service ist für viele Kunden“, erklärt Mildred M. Schaub, die das Team des PROTRADER durch den Standort führt, „eines der entscheidenden Argumente, die für Merlo sprechen.“
Eine umfangreiche Palette vorrätiger Anbaugeräte gibt zudem Aufschluss über die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten der Maschinen. Mistgabeln, Kraftheber, Schaufeln, Arbeitsbühnen, Winden, Kehrgeräte oder Kranspitzen erweitern das Spektrum der grünen Alleskönner enorm. Besonders wichtig ist der bestens mit zahlreichen Details vertrauten Frau das wirklich umfassende Ersatzteillager. Hier findet sich auch für ältere Modelle nahezu alles, was gegebenenfalls ausgetauscht werden muss.
„Manche Kunden, vor allem kleinere Handwerksbetriebe aus dem Bau-Umfeld, vertrauen auf Maschinen, die gerne auch schon einmal 20 Jahre laufen. Das ist bei Merlo kein Problem. Aber wir müssen ein Ersatzteil im Falle des Falles eben auch kurzfristig liefern können.“ Das habe sich selbst in der aktuellen Krise bewährt. „Das macht für viele Kunden bereits zu normalen Zeiten einen Unterschied aus und sie erwarten das auch von uns!“