„Die richtige Idee zur richtigen Zeit umsetzen“

Auf 75 Jahre Erfolgsgeschichte blickte die Firmengruppe Liebherr 2024 zurück. Zu diesem Jubiläum – „75 years of moving forward“ – hatte Liebherr Vertreter der internationalen Fachpresse an die Gründungsstätte nach Kirchdorf an der Iller eingeladen.

An diesem traditionsreichen Ort begann die Liebherr Erfolgsgeschichte von einem kleinen oberschwäbischen Betrieb zu einem der heute größten Baumaschinenhersteller der Welt. „Die richtige Idee zur richtigen Zeit umsetzen“ war das Erfolgsgeheimnis vom Firmengründer Hans Liebherr.

Der erste mobile Turmdrehkran der Welt – Liebherr TK 10

Kirchdorf ist der Ort, der für die Vergangenheit des Unternehmens steht und heute durch die Produktion leistungsstarker Bagger den Weltmarkt mitbestimmt. Es war das Jahr 1949, als Hans Liebherr das Patent für den ersten mobilen Turmdrehkran der Welt, den TK 10, einreichte – und damit das Unternehmen Liebherr gründete.

Der TK 10 ließ sich vor Ort leicht montieren und zeichnete sich durch einen schnellen und preisgünstigen Aufbau aus. Nach einer kurzen anfänglichen Zurückhaltung des Marktes wurde schnell klar, dass der Kran einen erheblichen Beitrag zum effizienten Wiederaufbau Europas nach dem zweiten Weltkrieg leisten konnte.

Auch wenn die Produktpalette seit dieser Erfindung um ein Vielfaches gewachsen ist und sich mittlerweile über 13 Produktsegmente erstreckt, so symbolisiert der TK10 den Pioniergeist und den Durchhaltewillen, die Hans Liebherr den Markteinstieg ermöglichten und die Firmengruppe bis heute prägen. Der originale TK 10 kann als erster Meilenstein der Liebherr Erfolgsgeschichte in Kirchdorf bewundert werden.

Familientradition

Die Firmengruppe Liebherr zählt heute zu den größten Baumaschinenherstellern der Welt und ist darüber hinaus ein etablierter Partner für eine Vielzahl weiterer Produkte und Lösungen in den unterschiedlichsten Branchen und Märkten. In den letzten Jahren übernahmen die zweite und dritte Familiengeneration als Teil des Verwaltungsrats der Liebherr International AG die Unternehmensführung. Das in der Dachgesellschaft der Firmengruppe mit Sitz in Bulle (Schweiz) angesiedelte Gremium wird seit 2022 von Jan Liebherr als Präsident und Stéfanie Wohlfarth als Vizepräsidentin geführt.

Mit ihren über 150 Gesellschaften und mehr als 50.000 Mitarbeitern erwirtschaftete Liebherr im Jahr 2023 einen konsolidierten Gesamtumsatz von über 14 Milliarden Euro. Generiert wird dieser Umsatz von 13 Produktsegmenten: Erdbewegungsmaschinen, Spezialtiefbaumaschinen, Mobil- und Raupenkrane, Turmdrehkrane, Betontechnik, Materialumschlagmaschinen, Mining, Maritime Krane, Aerospace und Verkehrstechnik, Verzahntechnik und Automationssysteme, Kühl- und Gefriergeräte, Komponenten und Hotels.

Hohe Unabhängigkeit

Ein entscheidender Erfolgsfaktor für die Firmengruppe ist ihre Unabhängigkeit, die ein hohes Maß an Entscheidungs- und Handlungsfreiheit sichert. Diese gründet zum einen auf finanzieller Unabhängigkeit durch solides Wirtschaften und den Verbleib der erzielten Gewinne im Unternehmen. Zum anderen spielen dabei weitere Faktoren eine Rolle, wie die ausgeprägte Diversifikation der Firmengruppe und insgesamt eine hohe interne Fertigungstiefe, da viele für die Endprodukte benötigten Komponenten selbst entwickelt und produziert werden. Unter anderem tragen diese Aspekte zu einer erhöhten Unabhängigkeit von konjunkturellen Schwankungen und Preisvolatilitäten am Markt bei.

Neue Wege für die Gruppe

Die Firmengruppe ist sich nicht nur der eigenen Herkunft bewusst, sondern richtet den Blick auch in die Zukunft: Hier spielen Themenfelder wie Digitalisierung und Dekarbonisierung eine Rolle, da sie nicht nur Kunden und Partner bereits heute beschäftigen und auch künftig maßgeblich beeinflussen werden, sondern auch in der Gesellschaft eine hohe Relevanz haben. Liebherr ist – dem Pioniergeist der Gründerjahre folgend – bestrebt, diese Herausforderungen unserer Zeit anzunehmen.

Wie dieser Anspruch Tag für Tag in den Unternehmen umgesetzt wird, das erfuhren die Journalisten vor Ort an den zwei Pressetagen in Kirchdorf. So leistet die Firmengruppe schon jetzt einen wertvollen Beitrag, wenn es beispielsweise um die Reduktion von CO2-Emissionen durch eine emissionsarme Antriebstechnologie oder durch die Effizienzsteigerung von Maschinen z.B. mittels digitaler Lösungen geht – immer mit dem Ziel vor Augen, den Kunden mit zukunftsorientierten und passgenauen Lösungen bestmöglich zu unterstützen.

Entwicklung mit Weitblick

Informiert wurden die Journalisten unter anderem über die Pionierarbeit, die der Baumaschinenhersteller und Strabag zur Dekarbonisierung im Steinbruch leisten. Dort wurde kürzlich der weltweit erste Großradlader mit Wasserstoffmotor vorgestellt. Der Radlader L 566 ist als Testmaschine in den kommenden zwei Jahren dort im täglichen Einsatz. Um den Prototyp zu betanken, wird vor Ort eine Wasserstofftankstelle errichtet. Mit diesem alternativen Antrieb soll der Großradlader bis zu 100 Tonnen CO2 jährlich einsparen. Das entspricht etwa 37.500 Litern Diesel.

Das Unternehmen dabei mit Weitblick vor: „Wir wollen unseren Kunden durchdachte, wirtschaftliche und langfristig tragfähige Alternativen zum fossilen Dieselmotor anbieten, mit denen sie sowohl ihre Leistungs- als auch Emissionsziele erreichen können“, sagte Philipp Suhm, Head of Engineering Technology Coordination bei Liebherr. Dafür werden vier Aspekte in die Entwicklungsarbeit einbezogen, die gemeinsam das Erfolgspotenzial alternativer Antriebslösungen determinieren: das CO2-Reduktionspotenzial, die technologische Reife, die Infrastruktur sowie die Wirtschaftlichkeit und die Kosten.

Allrounder präsentiert

Aus dem Programm der Compact-Mobilbagger wurde der Fachpresse der A 918 Compact Litronic vorgestellt. Neben ihrer kompakten Bauweise überzeugt die Maschine durch hohe Leistungsfähigkeit sowie durch eine sehr gute Fahrleistung bei geringem Kraftstoffverbrauch.

Der A 918 Compact Litronic zeigt sich im täglichen Arbeitseinsatz als echter Allrounder. Der Mobilbagger kombiniert Kraft und Geschwindigkeit mit äußerst kompakten Abmessungen – und ist so der ideale Partner bei engen Platzverhältnissen.

Für ein Plus an Flexibilität sorgen Schnellwechselsysteme und eine Vielzahl an Anbauwerkzeugen von Liebherr, wie bei der Vorstellung hervorgehoben wurde. Das Einsatzgewicht des A 918 Compact Litronic liegt bei 17.500 bis 19.600 Kilogramm. Die 115 kW/156 PS starke Maschine kann im Fahrmodus zwischen 20 bis 37 km/h betrieben werden. Die Anforderungen der Abgasstufe V werden mit dem von Liebherr entwickelten SCR-System erfüllt, hieß es.

Einsatz auf Schiene und Straße

Als weltweit führender Hersteller hat sich Liebherr im Segment Zweiwegebagger einen Namen gemacht. Beispiel dafür ist der A 922 Rail. Mit dem 120 kW/163 PS starken Motor erreicht der A 922 Rail eine hohe Arbeitsgeschwindigkeit bei gewohnt flüssigen Arbeitsbewegungen im Einsatz, so der Hersteller.

Das Hydraulikkonzept des A 922 Rail umfasst eine Liebherr Verstelldoppelpumpe mit unabhängigen Regelkreisen. Leistungsstarke, hydraulische Anbauwerkzeuge können so unabhängig von den Arbeits- und Fahrbewegungen des Liebherr-Zweiwegebaggers betrieben werden.

Für noch mehr Leistung wurde die Fördermenge der bewährten Liebherr Verstelldoppelpumpe auf 2×220 l/min erhöht. Zudem wurde ein schwereres Ballastgewicht konstruiert, um mit verbesserter Gewichtsverteilung und einem kompakteren Heckschwenkradius von 2.000 Millimetern die besten Traglastwerte zu erbringen. Das Gesamtpaket umfasst Grundmaschine, Schienenfahrwerk, Schnellwechselsystem, Anbauwerkzeug. Alle Sicherheitssysteme werden von Liebherr selbst entwickelt und optimal auf die Maschine zugeschnitten.

„The master of all roads”

Als „The master of all roads“ stellte Liebherr den neuen Mobilkran LTM 1100-5.3 vor, da er weltweit wirtschaftlich mobil mit nur neun Tonnen Achslast verfahren werden kann. Er ist der zweite Kran der Liebherr Palette mit der neuen LICCON3-Steuerung. Der Mobilkran bietet einen leistungsstarken, 62 Meter langen Teleskopausleger.

Beim Thema flexible Achslasten setzt der neue LTM 1100-5.3 bisher unerreichte Maßstäbe: Mit 0,8 Tonnen Ballast erreicht er ein Gesamtgewicht von 44 Tonnen und Achslasten von neun Tonnen. Mit 4,4 Tonnen Ballast fährt er mit 10 Tonnen Achslast und 48 Tonnen Gesamtgewicht. Bei 12 Tonnen Achslast nimmt der neue 100-Tonner bis zu 16,9 Tonnen Gegengewicht mit. Das sind 75 Prozent des Maximalballastes von 22,5 Tonnen. Ein neuer Rekord bei Mobilkranen weltweit.

So kann der neue LTM 1100-5.3 die Mehrzahl seiner Jobs als Taxikran ohne zusätzlichen Ballasttransport durchführen. Einen zusätzlichen Vorteil beim Fahren auf Straße und Baustelle bietet die mit 2,55 Metern geringe Breite des neuen LTM 1100-5.3. Er ist der erste 5-achsige Mobilkran weltweit in dieser schmalen Ausführung.

Ausblick auf die bauma

Während der zweitägigen Presseveranstaltung stellte Liebherr auch nach umfangreichen Testreihen die völlig neu entwickelte Autobetonpumpe 36 XXT vor. Ein weiteres Highlight war der Raupenbagger R 928 G8, der das aktuelle Angebot an Raupenbaggern der Generation 8 abrundet. Sicherlich werden auch während der Weltmesse in München die neuen Liebherr Schnelleinsatzkrane der L-Baureihe die Besucher und Fachleute aus aller Welt überzeugen.

Text: Rainer Oschütz