Regelmäßige Spezialtransporte von Baggern, Muldenkippern und anderem schweren Gerät über Geröllpisten und Schnee zu Baustellen im Hochgebirge? Das funktioniert nur mit dem richtigen Material
Die Walter Keil Transporte und Erdbewegungen GmbH & Co.KG aus Mittersill in Österreich hat dafür einen MPA-3 Satteltieflader im Einsatz, den der Hersteller Goldhofer nach Kundenwunsch konfektionierte. Die PROTRADER Redaktion begleitete einen Baggertransport mittels Scania Zugmaschine und Goldhofer Tieflader zu einer Baustelle unterhalb des Kitzsteinhorns (3.202 Meter).
Andi Brennsteiners Revier sind alpine Baustellen und die Täler im bergreichen Pinzgau. Der 50-jährige Lkw-Fahrer kennt jede Spitzkehre, alle steilen Auffahrten und alle beängstigend schrägen Abhänge. Seit über 25 Jahren sitzt er für das Mittersiller Unternehmen „auf dem Bock“. Da war es nur logisch, dass die Unternehmensleitung ihn hinzuzog, als es um den Kauf eines neuen Tiefladers ging. Schließlich macht er pro Woche Dutzende solcher Fahrten.
Hoher Lenkeinschlag, hoher Achshub
Andi Brennsteiner: „Meist sind die Abladestellen hoch in den Bergen nicht im Lot und das Be- oder Entladen erfolgt unter schrägen Bedingungen. Kurz, wendig, flexibel, sicher und robust, aber relativ leicht musste der neue Tieflader sein. Hoher Lenkeinschlag sowie hoher Achshub waren weitere Kriterien.“
Diesmal soll ein Schreitbagger transportiert werden. Der in der Firmenfarbe Hellblau lackierte Satteltieflader und die bullige Scania Zugmaschine stehen bereit. Mittels „SmartControl“-Steuerung senkt Brennsteiner die Rampen des Aufliegers. Sein Kollege Alexander Kammerlander rangiert den Schreitbagger auf die Ladefläche und wird später beim Abladen wieder dabei sein. Brennsteiner gibt Handzeichen für das genaue Positionieren der Baggerschaufel. Dann wird der Bagger mittels Verzurrketten gesichert. Massive Verzurrösen mit 10 Tonnen Kapazität hat das Transportmittel ausreichend. Wir können starten. Durch enge Mittersiller Straßen geht es stadtauswärts auf der Bundesstraße 168.
Bequemer Bedienen mit „SmartControl“
„Unsere anderen Auflieger kamen schnell an ihre Grenzen, als es um die Wendigkeit in Kurven ging“, erzählt Brennsteiner, als wir schließlich von der geteerten Bundesstraße auf eine schmale und holperige Geröllpiste abbiegen. „Ein Lenkeinschlag der Räder von 60 und nicht nur 45 Grad an den Achsen macht manchmal den entscheidenden Unterschied.“
Gutmütig brummend verrichtet der 650 PS starke V8 des Scania seinen Dienst. Insgesamt 40 Tonnen sind in Bewegung. Der Tieflader hat ein Eigengewicht von 13 Tonnen, der Bagger knapp 14 Tonnen. Allradantrieb ist ein Muss. Es geht steil bergauf. Eine 180-Grad-Kurve vor uns. Konzentriert und mit viel Gefühl wird sie angesteuert. Andi senkt die Seitenscheibe, schaut in den Seitenspiegel. Mit seiner Linken könnte er die Felswand berühren. Wir erreichen die Abladestelle, schräg und buckelig das Terrain. Wieder per „SmartControll“ aktiviert Andi den Achshub und passt ihn den Gegebenheiten des Berges an. Auf den extrabreiten und zusätzlich gummierten Auffahrrampen rollt der von Kollege Kammerlander gesteuerte Bagger sicher Richtung Baustelle. Der Schreitbagger soll hier bei Kanalarbeiten zum Einsatz kommen.
Schräg über uns gleiten die Gondeln der Bergbahn hoch zum Maiskogel, dem sogenannten Familienberg in Kaprun. An diesem Spätseptembertag regnet es, die Urlauber jedoch freuen sich auf den Schnee, der sie weiter oben am Kitzsteinhorn erwartet.
Bei jedem Wetter und zu jeder Jahreszeit am Berg zu arbeiten, sei für Mensch und Maschine eine besondere Herausforderung, weiß Brennsteiner. „Manchmal ist der Sturm oben in den Bergen so heftig, das ich nur mit größter Kraft die Fahrertür aufmachen kann. Ich muss sie festhalten, sonst reißt der Sturm sie aus den Angeln.“
Gründliche Bedienerschulung bei Goldhofer
Brennsteiner persönlich hat den Tieflader mit seinem V8 Scania bei Goldhofer in Memmingen abgeholt. Dort gab es eine gründliche Schulung. Zugmaschine und Auflieger wurden erstmalig gekoppelt und eine Funktionsprüfung gestartet.
Levin Gonser, Vertrieb Zentraleuropa bei Goldhofer: „Im Anschluss erstellen wir in aller Regel das Gutachten zur Erlangung einer Schwertransport Ausnahmegenehmigung mit Vermessung vom TÜV und Kreisfahrt. Die Konfektionierung unseres ‘MPA’ erfolgte in enger Abstimmung mit dem Kunden. Wir kannten die Art seiner künftigen Transportladungen und das Gelände, wohin üblicherweise geliefert werden musste. Wir integrierten einen speziellen Verschiebetisch auf der Röhre des Auszugs, der in verschiedenen Stufen verriegelt werden kann und so speziell den Transport von 4-Achs-Kipp-Lkw erleichtert. Warntafeln, Staukästen unter der Ladefläche, Arbeitsleuchten und Liftachse zum Beispiel, sind weitere Features des allgemeinen Zubehörs.“
Überzeugt von der richtigen Entscheidung
Bernd Rodlberger, Walter Keil Transporte und Erdbewegungen GmbH & Co.KG: „Dank der Erfahrung und des Fachwissens unserer Mitarbeiter sind wir überzeugt, mit diesem Goldhofer Tieflader die richtige Investition getätigt zu haben.“
Vor über 50 Jahren wurde das Unternehmen von Walter Keil gegründet und nun von seiner Tochter Heidi Keil in zweiter Generation weitergeführt. Aus bescheidenen Anfängen entwickelte es sich aufgrund kluger und vorausschauender Firmenpolitik zu einem der bekanntesten und renommiertesten Dienstleister der Tiefbaubranche im Land Salzburg. Der Keil Fuhrpark umfasst circa 100 Baumaschinen und 50 Lkw. Knapp 200 Mitarbeiter sind beschäftigt. Zum Metier der Firma gehören u. a. die Herstellung von Baugruben, Steinmauern, der Straßen- und Kanalbau, Damm- und Deponiebau, Transporte und Kranarbeiten aller Art sowie die Sand- und Schottergewinnung.
Text: Jan Westphal | Fotos: Jan Westphal