Baumaschinen von Volvo CE spielen eine entscheidende Rolle beim Großprojekt Kühtai 2
Mit Abschluss des Projekts sollen ab 2026 mehr als 200 Millionen kWh erneuerbare Energie in das österreichische Stromnetz fließen. Volvo Baumaschinen leisten einen enormen Beitrag bei dieser Mammutaufgabe.
Erweiterungsprojekt Kühtai 2
Das neue Pumpspeicherkraftwerk Kühtai 2 und der neue Speichersee Kühtai ermöglichen eine flexible Erzeugung erneuerbarer Energie sowie die Zwischenspeicherung von Strom aus anderen erneuerbaren Energiequellen.
„Die Erweiterung der Kraftwerksgruppe Sellrain-Silz soll kein Projekt für Tiwag werden, sondern eines für alle“, schreibt die Tiwag-Tiroler Wasserkraft AG auf ihrer Homepage. Kern jener Erweiterung ist der Bau eines dritten Speichersees und eines zusätzlichen Pumpspeicherkraftwerks, zusammengefasst unter dem Projektnamen „Kühtai 2“. Das Ziel ist die Erzeugung von jährlich rund 216 Millionen kWh grünen Stroms – zusätzlich zu den 531 Millionen kWh aus der bestehenden Kraftwerksgruppe.
Baukonsortium für die Umsetzung des Projekts
Swietelsky bildet gemeinsam mit Jäger Bau und Bodner ein Baukonsortium, das für die Umsetzung des Projekts verantwortlich ist. Innerhalb der Arbeitsgemeinschaft (ARGE – Sperre Kühtai) übernimmt Swietelsky die technische Federführung, wobei Peter Wetzlinger als Projektleiter fungiert. Von dem Gesamtbauvolumen von etwa einer Milliarde Euro entfallen rund 425 Millionen Euro auf die ARGE.
Peter Wetzlinger teilt mit Blick auf die dringend gebotene Energiewende die „Eines-für-Alle“-Devise: „So ein Projekt ist nicht alltäglich, und auch mir ist der Faktor Mensch sehr wichtig: Wir bauen es mit Menschen und am Ende des Tages soll es den Menschen langlebig dienen.“
620 Personen aus über 10 Nationen
Für Wetzlinger ist der Bau ein absolutes Highlight, nicht nur beruflich: „Ich bin jetzt seit vier Jahren hier, bleibe bis zum Ende und bin ja nicht allein: Es braucht viele Zahnräder, damit das Uhrwerk funktioniert. Hier arbeiten rund 620 Personen aus über 10 Nationen, das ist ein richtiges kleines Dorf mit eigener Kantine. Wir sind alle fernab von zu Hause, da muss das private Umfeld mitspielen und man muss es auch mögen. Es geht nicht nur ums Geld, sondern Teil des Teams bei einem solchen Projekt zu sein.“
Kraftwerk und Stollennetz in der Felskaverne
Das eigentliche Kraftwerk Kühtai 2 wird vollständig unterirdisch in einer Felskaverne errichtet und ist speziell für den Pumpspeicherbetrieb ausgelegt. Dabei stehen den Spezialisten zahlreiche anspruchsvolle Aufgaben bevor. Unter Tage gehören dazu ein weitläufiges Versorgungs- und Zufahrtsstollensystem, das im Sprengvortrieb auf einer Gesamtlänge von acht Kilometern entsteht, sowie der 25,5 Kilometer lange Beileitungsstollen mit einem Durchmesser von 4,20 Metern.
Dieser wird mithilfe einer Tunnelvortriebsmaschine mit einem Gewicht von 800 Tonnen aufgefahren. „Das ist ein Freispiegelstollen, in dem über sechs Wasserfassungen mit bis zu 13,5 Kubikmeter pro Sekunde Wasser eingezogen wird“, präzisiert Wetzlinger.
Der Beileitungsstollen erschließt zusätzliche Einzugsgebiete im mittleren und östlichen Ötztal sowie im hinteren Stubaital. Das dort gefasste Wasser wird in den Speicher Kühtai geleitet. Dieser Speicher hat ein Fassungsvermögen von 31 Millionen Kubikmetern und füllt sich jährlich etwa zweieinhalb Mal vorwiegend während der Herbst- und Frühjahrsperioden.
Natursteinschüttdamm mit zentraler Erdkerndichtung
„Um die 31 Millionen Kubikmeter auffüllen zu können, bedarf es eines sieben Millionen Kubikmeter Schüttdammes mit einer ähnlichen Erdkerndichtung. Diese sieben Millionen Kubikmeter werden vor Ort gewonnen: Im Untertagebereich wird das ausgebrochene Material verwertet und alles Locker-Gestein im Stauraum wird unter der späteren Wasseroberfläche abgegraben und im Damm eingebaut. Zusätzlich müssen wir noch 2,2 Millionen Kubikmeter Fels sprengen – gegenwärtig zwischen 50.000 und 60.000 Kubikmeter in der Woche.“
Zahlen zum Nachschub liefert Wetzlinger auch noch mit: „Pro Woche haben wir einen Sprengstoffverbrauch von 50 Tonnen und am Tag einen Dieselverbrauch von 16.000 Liter.“
Der EC950F und seine Rolle im Projekt
Wetzlinger schlägt damit den Bogen zu den rund 200 Baumaschinen, die im Rahmen des Projekts eingesetzt sind. Mehr als 60 dieser Baumaschinen stammen von Volvo CE. Das Flaggschiff der Baggerflotte ist der brandneue EC950F.
Dieser 90-Tonner ist derzeit das erste Modell seiner Art in Österreich, doch bald erhält er Gesellschaft: Die Arbeitsgemeinschaft hat bereits eine zweite Maschine desselben Typs bestellt.
„Wir haben Ladespiele simuliert und daraus ergab sich ein Bedarf zwischen 90 bis 100 Tonnen“, erklärt Wetzlinger. „In dieser Größenklasse ist der Markt groß – aber eigentlich für uns auch eingeschränkt, weil wir mit Partnern arbeiten wollen, auf die wir vertrauen können. Und wir wissen nun mal, dass uns mit der Ascendum Baumaschinen GmbH ein guter Partner in gewohnter Qualität zur Verfügung steht.“
Überzeugendes Gesamtpaket
Die bisherigen Erfahrungswerte sprechen eindeutig dafür, dass sich das Vertrauen auszahlt: „50 bis 55 Liter pro Betriebsstunde im vollen Betriebsmodus auf einer Seehöhe von 2.250 Metern! Wir haben beim Start nicht daran geglaubt und dachten, die Maschine verbraucht mehr. Aber die Prognosen von Ascendum haben sich bewahrheitet.“
„Es geht ja aber nicht nur um den Preis und den Kraftstoff“, fährt Wetzlinger fort, „sondern auch um die Servicekosten. Und da hat uns dann das Gesamtpaket aus Zuverlässigkeit und Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugt.“
Handschlagqualität in Aktion
Serviceverträge von Ascendum nimmt Swietelsky generell immer in Anspruch, wobei es in der Ausgestaltung auf den Einsatz ankommt. Im Kühtai-Projekt sind es Vollwartungsverträge, wozu Wetzlinger kommentiert: „Es sind ja doch einige Spezialmaschinen im Einsatz, die in dieser Form nicht alltäglich sind. Da brauchst du Fachleute, die Gewehr bei Fuß stehen, wenn im Einsatzfall etwas zu richten ist.
Ascendum selbst hat ein großes und breites Flächennetz, wir haben gute Kontakte und somit hat man innerhalb kürzester Zeit die zuständigen Personen und auch Ersatzteile vor Ort.“ Schlussendlich bringt Wetzlinger die Zusammenarbeit kurz und bündig auf den Punkt: „Es ist eine Handschlag-Qualität, die man sich gemeinsam erarbeitet hat.“
Volvo Baumaschinen – das Rückgrat der Arbeiten
Über Tage sind auch Mobilbagger vom Typ Volvo EWR150, EW160 und EWR170 im Einsatz, ebenso wie die Raupenbagger EC220, EC250 und EC380 (neben dem neuen EC950) sowie verschiedene Volvo Radlader. Darunter auch eine Spezialmaschine auf Basis des Volvo L180 mit „Reptail“ des gleichnamigen finnischen Anbauherstellers: „Der arbeitet wie ein Asphaltfertiger und nivelliert sich selber ein“, erklärt Wetzlinger die Vorzüge des Konzepts.
Ein echtes Rückgrat der Arbeiten vor Ort bilden insgesamt 26 Volvo Dumper vom A25 bis zum A60. Allein 14 Muldenkipper A25 und A30 werden im Untertagebereich und Sprengvortrieb eingesetzt. „Wir optimieren die Querschnitte so, dass die Ladespiele mit den Volvo Radladern L120, L150 und L180 auf die A25 und A30 optimal passen“, erläutert Wetzlinger.
„Diese Beladespiele haben sich bei der Untertage-Arbeit bewährt, auch bei vielen Tunnelarbeiten in der Vergangenheit. In kleinen Stollen sind die A25 die besten Maschinen, um rückwärts im Tunnel hochzufahren und mit voller Beladung alles rauszubringen – wobei man hier auch die Qualität der Fahrer loben muss.“
Knickgelenkte Dumper für das Kühtai-Projekt
Im Zuge des Verfahrens hat sich die Arbeitsgemeinschaft bei den Erdbauarbeiten auch für größere Dumper wie den Volvo A40 und A60 entschieden. „Im Kühtai-Projekt brauchen wir knickgelenkte Dumper, da die starren Muldenkipper nicht überall hinkommen. Besonders bei gewissen Bereichen im Steinbruch können wir keine ‚Autobahnen‘ für die Transportwege erstellen, sondern brauchen geländegängige und allradbetriebene Fahrzeuge. Und hier ist der A60 wirklich einzigartig.“
Längere Wege erfordern umgestellte Maschinenflotte
Auch, wenn es um den Einbau von bentonitversetztem Kernmaterial geht – Bentonit, ein quellfähiges Tonmaterial, wird wöchentlich mit 30 bis 40 Sattelzügen à 25 Tonnen angeliefert. „Aufgrund des Einbahnbetriebs werden die Wege immer länger, und somit stellen wir auch die Maschinenflotte um, bekommen nochmal mehr A60 Dumper und einen weiteren großen EC950-Bagger, damit wir das Material auf Zeit verbauen.“
Die Betreuung durch Ascendum wird von Verkäufer Gerhard Pirchner, Verkaufsleiter Martin Hubmayer und Servicemonteur Thomas „Tommy“ Leitner gewährleistet. Letzterer sorgt mit großem Engagement und bei jedem Wetter dafür, dass die Maschinen stets einsatzbereit bleiben.
Großprojekt mit langem Vorlauf
Der Name Kühtai 2 steht für ein beeindruckendes Großprojekt, dessen Umsetzung einen langen Vorlauf erforderte: Die Planungen begannen bereits im Jahr 2006, und 2009 wurde das Erweiterungsprojekt zur Umweltverträglichkeitsprüfung und Genehmigung eingereicht. Erst im September 2019 konnten die vorbereitenden Arbeiten aufgenommen werden, bevor im April 2021 schließlich die Hauptbauphase startete. Die Fertigstellung und Inbetriebnahme des Kraftwerks sind für das Jahr 2026 vorgesehen.
Zentrale Bestandteile
Zu den zentralen Bestandteilen zählen der Speichersee Kühtai mit einem Steinschüttdamm, der bei einem Stauziel von 2.140 Metern über dem Meeresspiegel ein Volumen von 31 Millionen Kubikmetern fasst – etwa halb so groß wie der bestehende Speicher Finstertal –, ein Beileitungsstollen mit sechs Wasserfassungen sowie das Pumpspeicherkraftwerk Kühtai 2. Die Anlage ermöglicht es, erneuerbare Energie flexibel zu erzeugen und überschüssigen Strom aus anderen erneuerbaren Quellen effizient zu speichern.
Wasser als grüne Batterie
„Die grüne Batterie, von der wir hier reden, ist Wasser“, bringt Peter Wetzlinger das Prinzip auf den Punkt. Vereinfacht ausgedrückt, hat man zwei Becken mit einem gewissen Höhenunterschied und einem Laufrad dazwischen. Ähnlich einem E-Motor, der auch als Generator arbeiten kann, wird das Wasser vom unterirdischen Kraftwerk entweder als Energiereserve nach oben gepumpt (typischerweise bei Überstrom aus Windrädern und Photovoltaik), oder bei fallendem Wasser im Turbinenbetrieb Strom erzeugt.
Bei 90.000 Litern, die pro Sekunde runterdonnern (das entspricht dem Volumen eines 36 Quadratmeter großen Wohnzimmers mit 2,5 Metern Deckenhöhe), bis zu 190 Megawatt die Stunde! Auch die mit der erneuerbaren Energie erzielte CO2-Einsparung lässt sich ziemlich genau beziffern: Etwa 127.000 Tonnen pro Jahr.