Wie verändert sich das Bauen unter der Einwirkung neuer Einflussgrößen?
Seit einem Jahr beschäftigt uns das Coronavirus. Mittlerweile zeigt sich, dass diese Krise und der unaufhaltsame Klimawandel auf absehbare Zeit deutlichen Einfluss auch darauf nehmen werden, wie wir wohnen.
Eine neue Art zu Bauen
So analysiert zum Beispiel der im September letzten Jahres veröffentlichte Aufsatz „Die Zukunft des Bauens“ der Kooperationsplattform BEFIVE die auf die Bau- und Immobilienindustrie zukommenden Herausforderungen. In BEFIVE haben sich unter anderem die Unternehmen McKinsey, GC Gruppe, Max Bögl, Lafarge-Holcim und Peri zusammengeschlossen. Der wichtigste hier genannte Trend mit einem Horizont bis 2030 ist die zunehmende Aufweichung fester Arbeitsstrukturen. Diese führe auf direktem Wege zur Notwendigkeit einer flexibleren Nutzung von Büroräumen und Wohnungen.
Die naheliegende Reaktion darauf sehen die Autoren insbesondere in einer modularen und seriellen Grundkonzeption. Diese weise zugleich den Weg in Richtung einer weiteren Grundforderung gegenüber zukünftigen Neubauten: einer weitgehenden Vorfertigung von Bauteilen. Vorproduziert und zum richtigen Zeitpunkt fertig auf die Baustelle geliefert, ließen sich so Zeit- und Materialaufwand sowie Fehlerquellen und damit letztlich auch Kosten reduzieren. Die Suche nach Material, das Warten auf Lieferungen oder die Unterbrechung der Arbeit durch andere Gewerke führten zu einem höchst ineffektiven Ressourceneinsatz.
Den gelte es im Übrigen, so der Tenor des Beitrags, nicht allein wegen des wachsenden Umweltbewusstseins innerhalb der Gesellschaft, sondern auch im Sinne einer gebotenen Wirtschaftlichkeit zurückzuführen. Zu begrüßen seien demnach ein deutlich nachhaltigeres Bauen sowie eine gesteigerte Wiederverwendung von Materialien.
Ein breites Meinungsbild
Schon im letzten Sommer skizzierte der Kurier aus Österreich kommende Wohntrends: „Während der Ausgangsbeschränkungen hätten die Menschen Zeit gehabt, sich mit ihren Wohnbedürfnissen auseinanderzusetzen“, schreibt Autorin Julia Beirer. Nicht zuletzt deshalb, weil die Wohnung auf einmal nicht mehr nur Ort der Entspannung sei, „sondern auch, weil Arbeit und Schule dort stattfänden.“ Sie hätten die Notwendigkeit multifunktionaler Verwendung von Räumen erkannt.
Das sei schon allein deshalb geboten, weil viele Wohnungen inzwischen ihr maximales Minimum erreicht hätten. Klar erkennbar sei zudem der Wunsch nach mehr Grün und natürlichen Baumaterialien. Ein Holzbau verursache im Vergleich zu einem herkömmlichen Bau um bis zu 93 Prozent weniger CO2-Emissionen.
Der Verein zur Qualitäts-Controlle am Bau e.V. führt Anfang Februar dieses Jahres die Konzentration auf Nachhaltigkeit, flexible Bauweise und Fertigbau als derzeit vorherrschende Tendenzen an. Während hier ebenfalls Heimarbeit und Home Schooling als Treiber einer Entwicklung zum flexiblen Bauen gesehen werden, die es erfordere, den verfügbaren Wohnraum besser den täglichen Routinen anpassen zu können, fokussiert man beim Trend zur Nachhaltigkeit in erster Linie auf eine zunehmende Verwendung von Holz.