Neues Fahrzeugkonzept von Fliegl für den Transport der großen Rollen
Das Prinzip „Das Runde muss ins Eckige“ gilt nicht nur im Fußball, sondern war bisher auch die übliche Vorgehensweise beim Transport von Coils. Üblicherweise werden diese in klassischen Gardinen-Sattelaufliegern befördert. Dieses Verfahren bringt jedoch mehrere Nachteile mit sich: Der Raum oberhalb der Coils bleibt weitgehend ungenutzt, die Aerodynamik ist suboptimal, und das Öffnen sowie Schließen von Plane und Verdeck erfordert erheblichen Aufwand.
Die Fliegl Fahrzeugbau GmbH hat jetzt für einen Kunden ein völlig neuartiges Fahrzeugkonzept für den Coiltransport entwickelt und zum Patent angemeldet: den SDS 390 CoilRunner.
Maximale Nutzlast im Fokus
Entscheidend war die maximale Nutzlast: Anstelle eines herkömmlichen Fahrgestells kommt ein vergleichsweise leichtes Sattelkipper-Fahrgestell zum Einsatz. Dieses bietet die notwendige Stabilität, um schwere Coils auf einer kompakten Fläche sicher zu transportieren. Der Kunde befördert Coils mit einem Gewicht von bis zu 27,7 Tonnen.
Durch den leicht versetzten Achsabstand ist im Kombinierten Verkehr ein Zuggesamtgewicht von 44 Tonnen zulässig. Dies ermöglicht ein maximales Coilgewicht von etwa 32 Tonnen, basierend auf einem Leergewicht der Zugmaschine von acht Tonnen. Das geringe Leergewicht des Aufliegers von nur 3.990 Kilogramm (4.060 Kilogramm mit Steckrungen) wird durch den Rahmen in Leichtbauweise erreicht. Zusätzlich tragen der patentierte Curved-Frontabschluss und die Verwendung von Alufelgen zu dieser Gewichtsreduktion bei.
Coilmulde aus robustem Stahlblech
Die Coilmulde, gefertigt aus strapazierfähigem Stahlblech, ist 5.700 Millimeter lang und mit Siebdruckplatten an den seitlichen Auflageflächen ausgestattet. Ein besonderes Merkmal ist die leicht nach oben verlängerte Auflagefläche über den Boden hinaus. Diese Konstruktion optimiert die Krafteinleitung in das Chassis.
Die Mulde bietet Platz für Coils mit einem Durchmesser von bis zu 2.200 Millimetern. Für Sicherheit und zuverlässige Ladungssicherung sorgen acht Rungentaschen und sechs Coilstützen. Zusätzlich ermöglichen 16 seitlich im Rahmen integrierte Zurrpunkte das einfache Einhängen von Ketten oder Spanngurten. Bei Nichtbenutzung wird die Mulde mit Siebdruckplatten und robusten Stahlunterzügen abgedeckt.
Spezialverdeck für das Fahrzeugkonzept
Die Verladung von Coils erfolgt in der Regel mithilfe eines Krans. Bei herkömmlichen Aufliegern geschieht dies durch ein verschiebbares Dach. Fliegl hat für dieses Fahrzeug jedoch ein Spezialverdeck entwickelt, das sich vollständig zirkulär aufklappen lässt. Dafür sind an der Front und am Heck des Fahrzeugs zwei Hydraulikzylinder angebracht, die das Verdeck über einen Hebelmechanismus bewegen. Das dafür erforderliche Hydraulikaggregat ist direkt an Bord des Fahrzeugs installiert.
Alternativ kann der Antrieb über die Zugmaschine erfolgen, sofern diese mit einem Nebenantrieb ausgestattet ist. In diesem Fall lässt sich das Verdeck sogar bequem vom Fahrerhaus aus steuern. Mit einer Öffnungs- und Schließzeit von lediglich etwa 10 Sekunden ist das Verdeck außergewöhnlich schnell – ein klarer Vorteil für Fahrer, Verlader und Spediteure. Je nach Kundenwunsch kann das Öffnen und Schließen des Verdecks auch elektrisch, pneumatisch oder manuell realisiert werden.
Trailer-Infocenter
Der CoilRunner ist mit Scheibenbremsachsen und leichten Aluminiumfelgen ausgestattet. Über das EBS-CAN-Bus-System wird die Achslast an ein Display im Fahrerhaus übermittelt, während das Trailer-Infocenter zusätzliche Informationen wie Kilometerstand, Diagnosemeldungen und Systemhinweise bereitstellt.
Alle bei Fliegl verbauten Achsen werden im Werk mittels Lasertechnologie präzise vermessen und exakt eingestellt. Dies reduziert den Reifenverschleiß und senkt den Kraftstoffverbrauch durch minimierten Rollwiderstand. Optional ist das Fahrzeug auch mit einer Liftachse erhältlich.
Wichtige Details im Transportalltag
Wie bei Fliegl üblich, sorgen durchdachte Details für einen sicheren und komfortablen Transportalltag: Die 24-Tonnen-Zweigangstützwinden ermöglichen das Absatteln des beladenen Aufliegers, eine ausziehbare Leiter am Rahmen erleichtert den Aufstieg, und Antispritzlappen hinter jeder Achse gewährleisten eine bessere Sicht für den nachfolgenden Verkehr.
Das Wichtigste auf einen Blick
Das Fahrzeugkonzept zeichnet sich durch eine zum Patent angemeldete Kombination aus der innovativen Kipperrahmenfront „Curved“, einer durchdachten Verdeckkonstruktion und einem optimierten Überstand der Coilmulde aus, der eine bessere Krafteinleitung ermöglicht.
Leergewicht; 3.990 kg (4.060 inkl. Steckrungen), 5.700 Millimeter lange Coilmulde mit acht Rungentaschen und sechs Coilstützen, 16 Zurrösen mit je fünf Tonnen Zugkraft, Achsabstand versetzt für 44 Tonnen Zuggesamtgewicht im Kombinierten Verkehr, hydraulisches Verdeck (auch elektrisch, pneumatisch oder manuell zu öffnen lieferbar).
Über Fliegl Fahrzeugbau GmbH
Die Fliegl Fahrzeugbau GmbH, 1991 von Helmut Fliegl in Triptis/Thüringen gegründet, ist heute einer der größten Serienhersteller von Nutzfahrzeugen in Europa. Mit „Werk II“ eröffnete 2005 eine hochmoderne Produktionsstätte für Planensattelauflieger, Containerchassis und Sattelkipper. Die effiziente Fertigung ermöglicht eine erfolgreiche europaweite Vermarktung.
Gleichzeitig bleibt „Werk I“ auf Sonderfahrzeuge und individuelle Auftragsfertigungen spezialisiert. Nachhaltigkeit prägt das Unternehmen: Photovoltaik, Blockheizkraftwerk, energieeffiziente Lackierung, LED-Beleuchtung und Rekuperation im Lager führten 2016 zur Auszeichnung mit dem deutschen Nachhaltigkeitspreis.