Die Eggers Gruppe stemmt Erd- und Kanalbau- sowie Abbrucharbeiten und Wasserhaltung an der A7 in Hamburg
Jeder Topf findet seinen Deckel – heißt es im Volksmund. In Hamburg wird dieses Prinzip künftig auf die A7 angewendet, die in Altona mit einer Tunneldecke ausgestattet wird, um die östlichen und westlichen Stadtteile von Othmarschen und Bahrenfeld zu verbinden. Dieser Schutz soll dazu dienen, den Verkehrslärm zu minimieren und auf den so geschaffenen lärmberuhigten Flächen die Entwicklung von über 3.000 neuen Wohnungen zu ermöglichen.
1,20 Meter starke Erdschicht als Abdeckung
Auf dem Tunneldeckel der A7 sollen Grünflächen entstehen, die die Landschaftsachse des Altonaer Volksparks fortsetzen. Gleichzeitig werden die zuvor voneinander isolierten Grünanlagen Bonnepark und Lutherpark zu einer durchgehenden Parklandschaft vereint. Um zukünftig auch Kleingärten anzulegen, wird der Tunnel mit einer Abdeckung aus einer 1,20 Meter starken Erdschicht versehen.
Arge A7 Tunnel Altona
Die Arbeiten im Auftrag der Arge A7 Tunnel Altona, bestehend aus den Generalunternehmern Hochtief und Implenia, werden von Eggers Umwelttechnik und Eggers Tiefbau als Nachunternehmer in einer Arbeitsgemeinschaft durchgeführt.
Hierzu gehören die Abbrucharbeiten an vorhandenen querenden Brückenbauwerken, Verkehrszeichenbrücken und Lärmschutzwänden, sämtliche Erdarbeiten, die Herstellung des ungebundenen Straßenoberbaus, der Kanalbau sowie die Wasserhaltung.
Mammutprojekt mit vielen Herausforderungen
Dieses Vorhaben mit einem finanziellen Umfang von 90 Millionen Euro stellt einen der größten und umfangreichsten Aufträge in der über 115-jährigen Geschichte der Firmengruppe dar. Die ausführenden Unternehmen sehen sich dabei vor einige Herausforderungen gestellt, die im Rahmen dieses Mammutvorhabens bewältigt werden müssen.
Erweiterung auf zehn bis zwölf Fahrstreifen
Die umfangreiche Baumaßnahme zeichnet sich durch einen 2,3 Kilometer langen Tunnel sowie eine 0,95 Kilometer lange Freistrecke nördlich des Elbtunnels aus. Das neue Bauwerk weist eine Breite von 42 Metern und eine lichte Bauhöhe von knapp über fünf Metern auf.
Die A7 wird südlich der Anschlussstelle Othmarschen bis zur Anschlussstelle Volkspark auf zehn bis zwölf Fahrstreifen erweitert, wobei die bestehenden Böschungen für die Verbreiterungen genutzt werden.
Hauptbauphase seit Dezember 2023
Im Jahr 2020 wurden vorbereitende Baumaßnahmen eingeleitet, um entsprechende Vorkehrungen für die Bauphasen zu treffen und Baumaterialien rechtzeitig bereitzustellen. Hierbei waren die Schaffung von Lagerflächen und Baustelleneinrichtungsflächen erforderlich. Die Hauptbauphase, die im Dezember 2023 begann, konzentriert sich zunächst auf den Bau einer Tunnelröhre in westliche Richtung.
Straffer Zeitplan und umfangreicher Materialeinsatz
Der Baubeginn für die Tunnelröhre Ost ist für 2025/2026 geplant, und die Baufirmen haben bis Ende 2028 Zeit, ihre Bauleistungen zu erbringen.
Angesichts des straffen Zeitplans und des umfangreichen Materialeinsatzes stellt dieses Vorhaben eine beachtliche Herausforderung dar. Es erfordert sowohl beträchtliche menschliche Arbeitskraft als auch den Einsatz leistungsfähiger Maschinen.
Sechs Bauleiter und 50 bis 80 Mitarbeiter
„Bei uns geht die Leistung bis zum Tunneldeckel. Wenn dieser komplett hergestellt ist, beginnt die Anfüllung links und rechts bis zu einem gewissen Niveau“, bringt es Thorsten Struck kurz und knapp auf den Punkt.
Er ist Projektleiter und damit auch einer der sechs Eggers Bauleiter, welche die Baumaßnahmen für die Arge A7 managen. Involviert sind 50 bis 80 gewerbliche Mitarbeiter, darunter Maschinisten für den Fuhrpark und vier Schachtmeister.
Täglich bis zu 95.000 Fahrzeuge
Die Herausforderung dieser Arbeiten liegt darin, dass sie parallel zum fortlaufenden Verkehr durchgeführt werden müssen, der während der Bauarbeiten weiterhin fließt. Dieser Verkehr wird in verschiedenen Phasen um die Baustelle herum oder entlang dieser geleitet. Diese Maßnahme ist erforderlich, um eine Durchfahrtsmöglichkeit für die Bauarbeiten aufrechtzuerhalten.
Täglich passieren bis zu 95.000 Fahrzeuge die wichtige Nord-Süd-Verbindung. Diese hohe Verkehrsdichte macht diesen Autobahnabschnitt zum am stärksten frequentierten in Europa. Es gibt keinen anderen Ort in Deutschland, an dem mehr PKW und LKW unterwegs sind.
Gehörschutz für die Mitarbeiter
Ein Nebeneffekt, mit dem das Team zurechtkommen muss, ist eine kontinuierliche Geräusch-kulisse, welche die Bauarbeiten unentwegt begleitet. „Hierzu haben wir Maßnahmen getroffen. Mitarbeiter auf der Baustelle wurden mit weichen Otoplaste ausgestattet.
Das ist ein besonderer Gehörschutz, der eine ganze Arbeitsschicht getragen werden kann. Otoplaste haben den Vorteil, dass sie gewisse Schallpegel herausfiltern, sprich die Verkehrsgeräusche. Trotzdem können die Mitarbeiter ganz normal untereinander kommunizieren“, so der Eggers Projektleiter.
Rückbau, Abtransport und Abriss
Die Tätigkeiten, die von den Bauexperten der Firma Eggers durchgeführt werden, umfassen den Rückbau von etwa 205.000 Quadratmetern Asphaltoberbau, der abgefräst und sachgemäß entsorgt werden muss. Zusätzlich dazu ist der Abtransport und Abriss von 450.000 Kubikmetern Boden und Bauschutt erforderlich.
Ein Großteil dieses Materials wird auf den bereitgestellten Bodenzwischenlagerflächen des Auftraggebers zwischengelagert, um später in die seitlichen Verfüllbereiche eingebaut zu werden. Alternativ wird es einer fachgerechten Entsorgung zugeführt.
Vollsperrung der A7 für 79 Stunden
Im Jahr 2021 wurden die ersten drei halbseitigen Brückenbauwerke an der Behringstraße, dem Osdorfer Weg und der Bahrenfelder Chaussee im Rahmen von Wochenendsperrungen abgerissen. Weitere drei Brücken folgten bis Ende 2023.
Aufgrund der Größe der verbleibenden halbseitigen Brücken, insbesondere am Osdorfer Weg, im Vergleich zu den anderen Bauabschnitten, war für den Abbruch eine Vollsperrung der A7 für 79 Stunden erforderlich.
Hoher Anteil an Bewehrungsstahl
Der Rückbau des kleinsten Brückenbauwerks an der Bahrenfelder Chaussee gestaltete sich aufgrund des extrem hohen Anteils an Bewehrungsstahl besonders herausfordernd. Um die Beeinträchtigungen für die Verkehrsteilnehmer zu minimieren, erfolgte der Abriss der beiden halbseitigen Brückenbauwerke am Osdorfer Weg und der Bahrenfelder Chaussee zeitgleich mit dem der Brücke Kielkamp/Lutherhöhe.
Massenbewegung im großen Stil
Im Bereich des Materialeinsatzes steht eine umfangreiche Massenbewegung im Fokus. Bezüglich des Leistungsumfangs, der die Eggers Gruppe betrifft, ist der Einbau von 280.000 Quadratmetern Geokunststoffen vorgesehen. Es müssen jeweils 150.000 Tonnen Schottertragschicht und Frostschutzschicht aufgetragen werden. Zusätzlich sind 430.000 Tonnen Sand zu liefern und einzubauen.
Das Eggers Team hat die Aufgabe, 585.000 Kubikmeter Boden zu entfernen. Das Verfahren für rund 373.000 Kubikmeter davon umfasst zunächst das Zwischenlagern und anschließende Aufbereiten für den Einbau. Auf einer Fläche von 64.000 Quadratmetern ist eine Bodenverbesserung im Baumischverfahren erforderlich. Für die Bodenbehandlung des zwischengelagerten Bodens werden dabei 5.700 Tonnen Bindemittel eingesetzt.
Leistungsstarker Maschinenpark für die Großbaustelle A7
Doch ohne einen leistungsstarken Maschinenpark läuft nichts auf der Großbaustelle. Bagger sind die dominierenden Baumaschinen im Erd- und Tiefbau, wobei auch die Zeppelin Niederlassung Hamburg die Eggers Gruppe als Baumaschinenlieferant unterstützt.
Je nach anfallender Tätigkeit sind ein Cat Kurzheckbagger 308E2CR, drei Cat Kettenbagger 320FL, ein Cat Kettenbagger 326FLN und ein Cat Longfrontbagger 349EL zugange. Zwei Cat Mobilbagger M318 der neuen Generation haben ihren Ersteinsatz.
Wünsche der Fahrer im Fokus
Einer ihrer Fahrer ist Andreas Gluth – er erhielt extra einen Deluxe-Sitz, damit er sich wohlfühlt und entspannt das von ihm geforderte Arbeitspensum an der A7 erbringen kann. Was er schätzt an seinem neuen Arbeitsplatz, der innen gut abgeschirmt ist: „Der Bagger ist leise. Mir gefällt auch, dass auf den Joysticks die wichtigsten Funktionen meiner Anbaugeräte gespeichert sind.“
Eingesetzt werden von ihm Tieflöffel, Zweischalengreifer sowie Verdichter. „Die Eggers Gruppe achtete auf Fahrerwünsche“, bestätigt Dirk Carstensen, Zeppelin Gebietsverkaufsleiter der Niederlassung Hamburg, der die Umwelttechniksparte betreut. So erhielt das Arbeitsgerät von Andreas Gluth auf seinen Wunsch hin Kotflügel und Breitreifen, die gut federn.
Knapp 30 Jahre Berufserfahrung
„Ich wollte eine Maschine haben, die ich allein fahre. Dass mir dies von der Geschäftsführung erfüllt wurde, rechne ich ihr hoch an. Knapp 30 Jahre bin ich in dem Gewerbe und habe schon viele Baumaschinen bewegt.
Aber der Mobilbagger gefällt mir, weil ich damit auf dem Gelände überall schnell hinkomme“, erklärt der Fahrer, während er zum nächsten Baufeld fährt, das auf seinen Einsatz wartet.
Entwässerungsleitungen über 4,3 Kilometer
Auch im Tiefbau zeigt sich das Ausmaß der Dimensionen: Um später verschiedene Kabel legen zu können, bedarf es etlicher Leerrohre – sie werden auf einer Länge von 22.000 Metern verlegt. Hundert Meter Leitungen sind im Vortrieb einzubringen.
Installiert wird zudem eine Entwässerung auf über zehn Kilometern Länge. Provisorisch und den Bau begleitend müssen für die Baustelle auf einer Länge von 4,3 Kilometern Entwässerungsleitungen errichtet werden. Sie müssen rückgebaut werden, wenn die Arbeiten abgeschlossen sind.
Hoher Grundwasserpegel
Angesichts des hohen Grundwasserpegels müssen sich die Eggers Spezialisten des unternehmenseigenen Wasserhaltungs-Bereichs auch eine Lösung für die Wasserproblematik einfallen lassen. Das zieht daher eine Installation mehrerer Brunnen samt Pumpen und den Einbau von Grundwassermessstellen nach sich. „Es ist unausweichlich, dass das Grund- und Schichtenwasser abgesenkt wird, damit es deutlich unterhalb der erforderlichen Arbeitsebene steht“, erklärt Thorsten Struck.
Gigantisches Rückhaltebecken
Abgeführt wird das Wasser unterirdisch, wo sich ein großer Grundstollen, sprich ein gigantisches Rückhaltebecken, befindet. „Es ist eine Art Vorflut, die per Freigefälle das Wasser in Richtung Elbe führt. Da gibt es sehr hohe Auflagen seitens der Behörde, – wie das Wasser zu behandeln ist und unter welchen Bedingungen das Wasser eingeleitet werden darf“, so der Eggers Projektleiter. Zusätzlich sind Pegel gebohrt, die den Grundwasserstand per Monitoring elektrisch überwachen – damit alles nach Plan läuft an der A7.