Ein leistungsfähiger Fassi-Ladekran bildet das Rückgrat bei anspruchsvoller Baustellen-Logistik
Mitte Juli steht beim Neubau eines Mehrfamilienhauses in einer Baulücke an der Kreuzstraße in Kemberg die Inangriffnahme des nächsten Stockwerks an. Der Bautrupp der ausführenden Elster Bau GmbH brennt darauf, die nächsten Ziegel auf die soeben fertiggestellte Stahlbetondecke des Erdgeschosses zu mauern. Weil die kleine Straße viel zu eng ist, um hier in nennenswertem Umfang Baustoffe zwischenzuparken, stehen die Ziegel auf dem Areal der vis-à-vis gelegenen historischen St.-Marien-Kirche, wo man für eine Übergangszeit ein temporäres Lager für Zement, Ziegel oder Dämmstoffe aufschlagen konnte. Nun ist man allerdings darauf angewiesen, dass die Materialien jeweils just-in-time hinüber auf die Baustelle gehievt werden. Das ist an diesem Montagmorgen der Job von Mirco Steinecke, der mit seinem MAN TGS 26.470 samt Fassi-F345RB-Ladekran vor der Baustelle Stellung bezieht, um für Nachschub zu sorgen.
Neuzugang im Fuhrpark
Den Truck hat sein Chef, Elster-Bau-Geschäftsführer Matthias Wegener, erst vor zwei Monaten angeschafft und damit eine Investition getätigt, die dringend geboten war. Denn die auf den Massivbau von Ein- und Mehrfamilienhäusern, die Erstellung von Industrie-Bauten sowie Umbauten und umfassende Sanierungen spezialisierte Elster Bau GmbH aus Zahna und ihre 57 Mitarbeiter haben derzeit alle Hände voll zu tun. Hervorgegangen aus der ehemals staatlichen ZBO Jessen/Elster besteht das Unternehmen bereits seit kurz nach der Wende und ist daher nicht nur in der Region selbst, sondern auch darüber hinaus in den Nachbarländern Brandenburg und Sachsen eine feste Größe. So begrüßenswert sich diese Entwicklung auch darstellt, Wegener war schon längere Zeit klar, dass Auftragslage und vor allem das großräumige Einzugsgebiet in dieser teilweise eher dünn besiedelten Region einen leistungsfähigen Lkw mit Kran erfordern würden, um die aufwändige Logistik der zahlreichen Elster-Baustellen zu organisieren.
Eine neue Krangeneration
Die Logistik umfasst bei weitem nicht nur den Materialnachschub, sondern auch den Transport von Maschinen und vielfältigem Equipment. Daher geht der Fassi F345RB auf dem neuen MAN-Dreiachser mit seinem Hubmoment von immerhin 33,8 Tonnenmetern über die Dimensionen eines konventionellen Baustoffkrans deutlich hinaus. Darüber hinaus zunächst ein ganz normales, mit Endlosschwenkwerk ausgestattetes Modell aus dem Sortiment der mittelschweren Krane bei Fassi, ist dieser F345RB dennoch etwas Besonderes: Er ist der erste Vertreter der Marke, dessen Teleskop-Ausschübe das neue Zehnkant-Profil aufweisen, und markiert damit den Produktionsbeginn einer neuen Generation von Kranen im Fassi-Universum.
Die von den Kranspezialisten aus Norditalien vollzogene Weiterentwicklung vom Hexagonal- zum Dekagonal-Querschnitt kann als wegweisend für die Branche gelten. Vier zusätzliche Faltungen ermöglichen die Steigerung der Tragfähigkeit damit ausgestatteter Krane in bislang ungekanntem Maße. Beim F345RB der neuen Generation schlägt sich das gegenüber dem ansonsten baugleichen Modell der ersten Generation in einem beachtlichen Plus der Hubkapazität von nahezu 200 Kilogramm an der Kranspitze bei vollen 14,55 Metern Ausladung nieder! Dieser Gewinn freilich hätte einen schalen Beigeschmack, wäre damit eine Einbuße der Ladekapazität des Fahrzeugs verbunden. Doch dem ist mitnichten so. Ganz im Gegenteil! Das neue Profil erlaubt sogar noch eine moderate Reduzierung der Materialstärke der verwendeten Bleche, sodass der neue Kran, der gemäß Fassi-Nomenklatur nunmehr die vollständige Bezeichnung F345RB.2.25 trägt, sogar um 10 Kilogramm abspecken konnte.
Da Elster-Bau-Chef Wegener seine Kaufentscheidung just in dem Moment traf, als die neue Ausstattungsoption erstmalig zur Verfügung stand, konnte Fassi dem Unternehmer ein entsprechendes Angebot unterbreiten. Wegener zögerte nicht lange und kam so als Erster zum Zuge. Welche Wirkung diese konstruktive Neuerung hat, wird im weiteren Verlauf des heutigen Einsatzes bereits mit bloßem Auge zu erkennen sein. Zuvor allerdings gilt es, den Kran für den Einsatz klar zu machen.
Kraneinsatz im Ortskern
Vor der Baustelle angekommen, fackelt Fahrer Steinecke nicht lange und legt zunächst die Abstützplatten aus. Den weiteren Ablauf hat er dann bereits mit der Scanreco-V7-Fernsteuerung mit Farbdisplay im Griff. Mühelos fährt er jede Abstützung in ihre optimale Position. Keine fünf Minuten später schwenkt der Hubarm des Krans bereits auf das überschaubare Materiallager längsseits des Kirchenschiffes zu. Das alles geht so flüssig von der Hand, dass es den Eindruck jahrelanger Routine vermittelt.
Doch weit gefehlt: Als es darum geht, den Ausleger auf die gewünschte Position zu teleskopieren, stockt der Arbeitsfluss kurzfristig. Der Haken nähert sich der Umlenkrolle! Kaum dass er das registriert hat, entfährt es Steinecke: „Mensch, der hat doch AWC!“ Die automatische Windenkontrolle seines Krans bewirkt, einmal aktiviert, dass er sich voll auf die Steuerung des Hakens konzentrieren kann. „Das ist wirklich mal ein Assistenzsystem, das die Arbeit mit der Winde deutlich leichter macht“, räumt Steinecke unumwunden ein. „Das fiel mir aber erst wieder ein, als ich, wie bisher, versucht war, den Haken manuell nachzuführen.“ Die Einweisung zur Kranbedienung läge, weil er erst seit Anfang Juli bei Elster Bau arbeite, gerade einmal eine Woche zurück. Da sei halt, erklärt er, noch nicht alles in Fleisch und Blut übergegangen.
Das spricht allerdings für ein wirklich eingängiges Bedienungskonzept des Fassi-Krans. Kurz darauf kann Steinecke dann auch die Schlaufen der unter einer Palette Porotonziegel hindurchgeführten Tragegurte in den Haken einhängen. Mit der Ladung, deutlich über eine Tonne schwer, dürfte die V20-Winde seines Krans nicht das geringste Problem haben. Mit bis zu zwei Tonnen Gewicht nimmt sie es unmittelbar auf. Das mitgelieferte Krangeschirr lässt zudem bis zu dreifaches Scheren zu. Damit könnte man – bei allerdings deutlich reduzierter Auslage – gut und gern sechs Tonnen an den Haken nehmen.
Konstruktionsänderung mit sichtbarer Wirkung
Dennoch lässt das Laufgeräusch der Hydraulik deutlich vernehmen, ab wann die Winde mit der vollen Last beaufschlagt wird. Es folgt ein kurzer Blick auf das Display der V7-Funkfernsteuerung, das anschaulich über die von der Fassi-Stabilitätskontrolle FSC-SII kontinuierliche ermittelte maximal zulässige Kranleistung informiert. Hier jedoch ist alles im grünen Bereich.
Und genau dann, als die V20 ihre Fracht weiter in die Höhe windet, kommt er, der Moment, an dem sich zeigt, was das neue Zehnkant-Profil bewirkt: Praktisch vollständig ausgeschoben, ist die Durchbiegung des Auslegers selbst bei einer Last von deutlich über einer Tonne nur minimal. Das ist bemerkenswert! Ansonsten reagiert der F345RB allerdings so, wie man es bei Fassi gewohnt ist: Sehr präzise lässt sich die schwere Last ihrem Ziel entgegen dirigieren.
Steinecke kann sich unterdessen mit der Begeisterung für sein neues Arbeitsgerät nicht lange aufhalten. Nach Zustellung der Ziegel hat er noch eine Palette Dämmmaterial abzuladen. Die Dämmplatten können den Kran nun aber wirklich nicht aus der Ruhe bringen. Ähnlich der Ziegel werden auch sie auf der Zwischendecke abgestellt, um nach Fertigstellung der Wandflächen verbaut zu werden.
Zügiger Arbeitsfortschritt dank Fassi
Der neue Elster-Kollege unterdessen kann bereits, kaum dass er eine halbe Stunde zuvor in die Kreuzstraße abgebogen ist, den Kran wieder in die Ruheposition manövrieren und die Abstützungen einfahren. Nachdem auch das Krangeschirr verstaut ist, lautet die nächste Order, zunächst nach Zahna zurückzufahren, um dort die Ladung für zwei weitere Baustellen aufzunehmen, die am Nachmittag angefahren werden sollen.