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Die Brocken von Rüdersdorf

Nicht bei jeder Auslieferung einer bestellten Baumaschine veranstalten Hersteller und Vertriebspartner einen derart großen „Bahnhof“. Doch in diesem Fall war die Übergabe schon etwas Besonderes – handelte es sich bei dem von Komatsu ausgelieferten Mining-Equipment doch um echte Großmaschinen, die in Deutschland äußerst selten zu finden sind

Der in Mexiko ansässige, global operierende Cemex-Konzern betreibt am Standort seiner Deutschland-Zentrale in Rüdersdorf bei Berlin eines der produktionsstärksten Zementwerke in Deutschland. Verarbeitet wird hier im unmittelbar benachbarten Steinbruch im Tagebau gewonnener Kalkstein. Mit einer Längenausdehnung von rund vier Kilometern und einer Breite von rund einem Kilometer ist die Lagerstätte inzwischen vollständig freigelegt. Rund 40 Jahre kann hier die Förderung noch bis zu einer maximalen Tiefe von etwa 60 Metern aufrecht erhalten werden. Gearbeitet wird auf dem Tagebau in zwei Schichten von 6:00 bis 14:00 und von 14:00 bis 22:00 Uhr, das jährliche Abbauvolumen liegt bei stattlichen 2,8 Millionen Tonnen Kalkstein.

Anstehende Ersatzinvestition

Die Planierraupe D475A-5 ist mit ihren 108 Tonnen Betriebsgewicht und 671 Kilowatt/900 PS ein wahres Monstrum

Um dieses Aufkommen zu bewältigen, ist ein höchst effizienter, sehr differenzierter Maschinenpark erforderlich, der kontinuierlich auf dem neuesten Stand gehalten werden muss. Im Rahmen des turnusmäßigen Austauschs von Teilen der Ausstattung standen seit einiger Zeit die im Steinbruch eingesetzten Muldenkipper ganz oben auf der Agenda. Das mit der Abwicklung der Ersatzinvestition beauftragte Partnerunternehmen GP Baumaschinen analysierte nicht nur die Einsatzsituation, sondern betrieb auch eine nicht minder umfassende Marktanalyse und landete angesichts des identifizierten zusätzlichen Bedarfs beim japanischen Hersteller Komatsu, der die benötigten Maschinen am Ende zu den besten Konditionen liefern konnte.

 

Nimm vier!

Ende des Jahres, am 27. November, fand in Rüdersdorf um 14:00 Uhr zum Schichtwechsel unter Begleitung der Presse die offizielle Übergabe der bestellten Großmaschinen statt. Eine seltene Gelegenheit, diese durchaus beachtlichen Fahrzeuge höchstselbst in Augenschein zu nehmen. Neben den insgesamt vier HD785-7 Muldenkippern mit einer Länge von mehr als 10 Metern sowie einer Breite und Höhe von jeweils deutlich über fünf Metern und 163 Tonnen Gesamtgewicht und brachialen 895 Kilowatt/1.216 PS Motorleistung, umfasste das Übergabe-Konvolut auch zwei Planierraupen.

Beim Aufreißen ganz vorn

Die Planierraupe D475A-5 lockert den Kalksteinboden mit ihrem Reißzahn

Die größere dieser Raupen gehört zu den größten Brocken, die Komatsu im Portfolio führt. So bringt die D475A-5 stattliche 108 Tonnen Betriebsgewicht auf die Waage, die Kapazität ihres 6,21 × 2,61 Meter großen Schilds liegt bei 34,4 Kubikmetern und für den Vortrieb sorgt ein 671 Kilowatt/900 PS starker Zwölfzylinder. Größer ist bei den Japanern nur noch der D575A. Hintergrund für diese Anschaffung ist eine dem erreichten Ausmaß des Tagebaus geschuldete neuerliche Anpassung der Fördermethode. Teile des Areals liegen nämlich inzwischen nur noch 70 Meter von der angrenzenden Wohnbebauung entfernt. In diesen Zonen ist man vom Sprengbetrieb längst völlig abgerückt. Hier übernimmt die Förderung ein Liebherr R9350 Litronic Großhydraulikbagger mit Klappschaufel, der das Gestein im Direktabbau ohne Sprengungen unmittelbar aus der Wand reißt. Rund 20 Prozent des gesamten Abbauvolumens werden so abgedeckt.

Rücksicht auf Umwelt und Anwohner

Die HD785-7 Muldenkipper verfügen über eine Auto Retard Speed Control, die bei Bergabfahrten die Geschwindigkeit auf 35 Kilometer in der Stunde begrenzt. Rechts das Fahrzeug mit Duratray-Mulde

Den Löwenanteil des benötigten Rohstoffs gewinnt Cemex allerdings immer noch durch anschließend per Radlader abgebaute Lockerungssprengungen, die einmal am Tag stattfinden. Hier soll nun die D475 helfen, die Sprengarbeiten weiter zu reduzieren, indem sie mittels Reißzahn das Gestein lockert und anschließend mit dem Schild zum Radlader schiebt. Ebenfalls unter die Bemühungen einer Reduktion der Lärmbelästigung der Anwohner zu subsumieren, ist der Einsatz des vierten, in diesem Einzelfall geleasten HD785-7-Muldenkippers, der erstmals in Deutschland mit einer sogenannten Duratray-Mulde ausgestattet ist. Sie verfügt über einen Gummiboden, der nach Auskunft des australischen Herstellers sowohl die Geräuschentwicklung als auch den Verschleiß reduzieren soll.

 

Zufriedener Großkunde

Die D65EXi-18 ist für den Einsatz auf der Abraumdeponie vorgesehen

Fehlt noch die letzte von Komatsu übergebene Maschine: Hier handelt es sich um die Komatsu D65-Planierraupe. Sie ist mit einem Sigma-Schild ausgestattet, der, wie der Hersteller versichert, gegenüber dem normalen Semi-U-Schild um 15 Prozent produktiver sei. Die D65 soll in Rüdersdorf ohne Ripper betrieben werden und ist in erster Linie für die Arbeit auf der Abraumdeponie eingeplant. Von der Leistungsfähigkeit der Komatsu-Maschinen angetan, stellte die Cemex-Betriebsführung bei der Übergabe der Maschinen zudem für die nähere Zukunft die Zuschlagserteilung für eine weitere Maschine in Aussicht. So laufe im kommenden Jahr der Leasingvertrag für einen CAT-Lader aus, der möglicherweise ebenfalls gegen eine Maschine von Komatsu getauscht werden könnte.

Der Tagebau in Rüdersdorf in seiner gesamten Ausdehnung. Rund vier Kilometer misst das Areal in der Länge

Der Kalksteinbruch in Rüdersdorf ist im Übrigen schon deutlich älter als die 1906 gegründete Cemex. Seit gut 750 Jahren wird auf der Lagerstätte Kalkstein gewonnen. 1885 wurde hier die Zementherstellung begonnen. Heute arbeiten am Standort rund 300 Mitarbeiter. Cemex zählt nach der 2001 erfolgten Übernahme der US-amerikanischen Southdown und der britischen Readymix 2005 zu einem der größten Transportbetonhersteller der Welt (Jahresumsatz ca. 11 Mrd. Euro).