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Leben in den Wolken

„The Pearl“ ist ein in Hong Kong verorteter fiktiver Wohn-und Büroturm, der im Kinofilm „Skyscraper“ durch ein verheerendes Feuer bedroht wird. Actionstar Dwayne Johnson und dem Eigentümer des Gebäudes gelingt es am Ende, das Feuer zu löschen und die Menschen im Gebäude zu retten. Um den Film möglichst realistisch wirken zu lassen, beschritt Regisseur Rawson Marshall Thurber neue Wege und ließ das Gebäude wie einen tatsächlich geplanten Neubau nach architektonischen Grundsätzen konstruieren

In den Wolken zu leben, zu arbeiten und zu spielen, das ist ehrgeizige Vision, die in dem aktuellen Action-Streifen dieses Sommers, „Skyscraper“, spektakulär in Flammen aufgeht und damit Action-Star Dwayne Johnson Gelegenheit bietet, sich von seiner besten Seite zu zeigen. Skyscraper ist die Geschichte des von Johnson gespielten Will Sawyer, dessen Job es ist, die Sicherheit von Wolkenkratzern zu bewerten, und der sich deshalb mitsamt seiner Familie in dem imaginären Hochhaus „The Pearl“ in Hong Kong aufhält, just als in der Mitte des 240 Stockwerke hohen Gebäudes ein verheerendes Feuer ausbricht. 

Baumagazin auf Abwegen?

Über den Kranausleger Anlauf nehmen und Hopp! Kein Problem. Der Weltrekord im Weitsprung liegt bei den Männern bei 8,95 Metern, Dwayne Johnson springt weiter

Was den Streifen für ein Fachblatt aus der Baubranche interessant macht, ist der Umstand, dass der Ort der Handlung, The Pearl, nicht einfach frei erfunden ist, sondern unter mit Hilfe von Spezialisten entworfen wurde, die sich mit dem Bau realer Türme der Kategorie „Megatall“ bestens auskennen.

Der Regisseur des Films, Rawson Marshall Thurber, bestand nämlich, um ein überzeugendes Gesamtergebnis zu erzielen, darauf, das Gebäude möglichst glaubwürdig darzustellen. So sprach das Filmteam den in Chicago ansässigen Adrian Smith an, dessen Firma Adrian Smith + Gordon Gill Architecture nicht zuletzt für den 828 Meter hohen Burj Khalifa in Dubai verantwortlich zeichnet, den bislang höchsten realen Turm der Welt, und derzeit bespielsweise am Central Park Tower arbeitet, der nach seiner Fertigstellung der höchste reine Wohnturm der Welt werden soll.

Dem Team von Skyscraper lieferte Smith Informationen über diese und vergleichbare Projekte, auf die man beim Entwurf von The Pearl Bezug nehmen konnte. So berichtete er, wie er in einem Interview mit dem Architekturmagazin Dezeen erzählte, über Designaspekte wie Windverhalten, Turmbewegungen, Aufzugssysteme und wie solche Megatürme selbst zu einer Stadt werden können, die Büros, Hotels, Wohnungen, Restaurants, Gesundheitsversorgung, Einzelhandels- und Lebensmittelgeschäfte und anderes beherbergt.

Vom Production Designer zum Stararchitekten

Realität oder Fiktion? Ein reales Architekturmodell verhilft der erfundenen Geschichte zu größerer Authentizität

Es so aussehen zu lassen, als ob dieses Gebäude nach diesen Kriterien entworfen worden wäre, diese Aufgabe fiel schließlich dem Production Designer des Streifens, Jim Bissell und seinem Team zu, ohne dabei natürlich jene Anforderungen zu vergessen, die das Drehbuch vorgab. Denn das eigentliche Kriterium, so Bissell, der schon an Ghost Protocol aus der Mission-Impossible-Reihe beteiligt war, in dem Tom Cruise den Burj Khalifa erklimmt, war vor allem, Dwayne Johnson Zugang zu einem brennenden Gebäude zu ermöglichen, das über jedes andere Gebäude in der Skyline hinausragt.

Zugleich musste The Pearl, der fiktive 240-stöckige­ Turm in Hong Kong, sich auch glaubwürdig in die Skyline der Stadt einfügen. Während des Designprozesses stolperte das Team über den alten chinesischen Mythos der Drachenperle, der in der Region des nahe gelegenen Pearl River eine wichtige Rolle spielt. So entwickelte das Team um Bissell die Gestalt des Gebäudes, die in Anlehnung an den alten Mythos in stilisierter Form den Drachen mit einer Perle im Mund zeigt.

Drachenkopf mit Perle – genau so wäre es denkbar

Willkommen in der Realität – wie sie sein könnte

Die gewundene Glasform des Turms ähnelt dabei dem Drachen, der himmelwärts strebt, und die Kugelform an der Spitze stellt die „Perle“ dar. Sogar ein „Auge“ ist entstanden durch die Doppelhelix-Windturbinen, die das Gebäude mit Energie versorgen, während den „Bauch“ des Drachen ein 30-geschossiges Atrium einnimmt, in dem ein Großteil der Handlung des Films stattfindet. So entstand unter den Händen von Bissell das Konzept eines Gebäudes, das beispielsweise eine Million Tonnen wiegt, dessen Außenhülle von 120.000 Glas- und Stahlplatten gebildet wird, das eine Höhe von 1.066 Metern erreicht, aus wind- und erdbebensicheren Elementen besteht und in jeder 10. Etage unter Druck stehende, sichere Räume aus verstärktem, feuerfestem Beton beherbergt. Die fiktive Geschichte um die Entstehung von The Pearl besagt zudem, dass sein Bau sieben Jahre dauerte. Auch sonst zieht das Team alle Register, um den Turm mit modernster Technik auszustatten, zu der unter anderem die Stromversorgung durch Gezeitengeneratoren, Sonnenkollektoren und die Doppelhelix-Windgeneratoren sowie weitere Einrichtungen zählen, die The Pearl völlig autark machen.

Die Gegenüberstellung mit früheren Rekordhaltern soll die Geschichte von „The Pearl“ möglichst real wirken lassen