Mithilfe des neuen Cat MH3260 werden im Inn-Stauraum 400.000 Kubikmeter Kies umgeschlagen
Die Bodner Gruppe aus Kufstein in Zusammenarbeit mit der Verbund AG setzt als Pilotprojekt einen Cat MH3260 für Baggerarbeiten zum Schutz vor Hochwasser ein. Erarbeitet wurde das Maschinenkonzept mit Zeppelin Österreich und Gerhard Valtingojer von der Niederlassung Innsbruck.
Geröll- und Sedimentablagerungen
Seit 2011 haben sich im Inn durch Hochwasser erhebliche Mengen an Geröll und Sedimenten angesammelt, die von der natürlichen Strömung nicht abgetragen werden konnten. Diese Ablagerungen haben sich über die letzten 16 Jahre, seit den letzten Ausbaggerarbeiten nördlich von Kufstein, angesammelt.
Um den Stauraum des Innkraftwerks Oberaudorf-Ebbs für zukünftige Hochwasserereignisse wieder zu vergrößern, müssen in den nächsten vier Jahren 400.000 Kubikmeter Schotter von der Sohle des Inns im Stadtgebiet Kufstein ausgebaggert und abtransportiert werden.
Baggerarbeiten im Stauraum
„Der Schutz vor Hochwasser hat für unser Unternehmen höchste Priorität. Darum sind die Baggerarbeiten im Stauraum eine notwendige und zweckmäßige Instandhaltungsmaßnahme für die Betriebssicherheit unserer Anlagen und der Dämme. Die Verbund AG investiert hier über 16 Millionen Euro für mehr Hochwassersicherheit“, bringt es Werksgruppenleiter Andreas Auer auf den Punkt.
Extreme Wetterereignisse im Fokus
Das Wasserkraftwerk Oberaudorf-Ebbs, das seit 1992 in Betrieb ist, ist ein Laufkraftwerk mit einer Leistung von 60 MW und versorgt rund 73.000 Haushalte mit Strom. Aktuell besteht keine unmittelbare Überflutungsgefahr. Das Ausbaggern von Schotter, der sich im Stauraum des Innkraftwerks angesammelt hat, wird präventiv durchgeführt.
Diese Maßnahme ist eine vorausschauende Reaktion auf zunehmend extremere Wetterereignisse, um die Wasserkraftwerke für die Anrainergemeinden zu sichern und ein Überlaufen der Dämme zu verhindern.
Baustellenlogistik in großem Stil
2023 starteten die Vorbereitungen für die Baggerarbeiten im und neben dem Inn, die in wenigen Monaten auf die Beine gestellt wurden, nachdem der Auftrag an die Firma Bodner im Oktober erteilt wurde. „Unsere Firmengruppe ist es gewohnt, die Baustellenlogistik im großen Stil abzuwickeln. Daher konnten wir zügig die Voraussetzungen für die Materialaufbereitung im Materiallager schaffen“, so Matthias Lederer, Projektleiter der Bodner Gruppe.
Umgestalteter Uferbereich
Auf einer Länge von 200 Metern musste der Uferbereich umgestaltet werden. Dieser wird nach Projektende wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt. So wurden eine Anlegestelle sowie der Fluchthafen errichtet und der Umschlagplatz angelegt. Dort wird der Cat MH3260 Umschlagbagger über das Wochenende stationiert. Sollte der Inn während der Arbeiten kurzfristig Hochwasser führen, ist er sicher geparkt.
Im Einsatz auf dem Inn
Im Einsatz auf dem Inn sind ein Baggerschiff, ein Schubboot und zwei sogenannte „Schuten“, die zur Verbund-Flotte gehören. Sie sind normalerweise auf der Drau stationiert und wurden in verschiedene Teile zerlegt nach Kufstein transportiert. Steuerhaus und Anbauten wurden abmontiert und einzeln befördert.
Bagger und Pontonschiff erreichen zusammengebaut an die 60 Tonnen. Die Einzelteile der Schuten wiegen rund 46 Tonnen, sind 22 Meter lang und rund vier Meter breit. Am Ziel angekommen, wurden die Schuten und das große Ponton-Baggerschiff mit mobilen Kränen ins Wasser gehoben.
Reibungsloser Betrieb auf den Schiffen
Insgesamt sechs Personen sorgen auf den Schiffen für einen reibungslosen Betrieb. Im März 2024 ging es dann mit den eigentlichen Arbeiten am Wasser los, die während der Niedrigwasserperiode des Inns erfolgen. Sie sollen die nächsten drei Jahre ebenfalls in den kommenden Herbst- und Wintermonaten durchgeführt werden.
Der Bagger auf einem Ponton entnimmt das Geschiebematerial vom Deck mitten aus dem Inn heraus in Tiefen von bis zu zwölf Metern. Vorab erfolgte eine Profilvermessung der Flusssohle, die dem Fahrer eine genaue Orientierung auch bei Arbeiten unter der Wasseroberfläche bietet, sodass er weiß, wo er wie viel Material entnehmen muss, um die Sohle des Flusses zu vertiefen.
Cat Umschlagbagger MH3260 übernimmt das Verladen
Die Transportschiffe „Feistritz“ und „Villach“ werden dann mit dem Kies beladen. In ihren Laderaum soll möglichst wenig Wasser eindringen. Deswegen ist das Anbaugerät des Pontonbaggers aus verschleißfestem Material so konstruiert, dass das Wasser über Löcher zügig abfließen kann.
Hat ein Lastschiff sein Ladevolumen von bis zu 250 Kubikmetern erreicht, fährt es zur Entladestelle am rechten Ufer. Dort erwartet das Material der Cat MH3260, der von der Firma Bodner extra für das Projekt angeschafft wurde und seit März das Verladen übernimmt.
18 Meter langer Ausleger
„Die Größe des Cat MH3260 in Verbindung mit dem 2,3 Kubikmeter großen Greifer passen perfekt zusammen. Wir haben den Cat MH3260 mit einem 18 Meter langen Ausleger so gewählt, dass er in drei Metern Tiefe das bis zu sechs Tonnen schwere Material aus der Schute mit seinem Greifer entnehmen und dann damit den Trichter eines Förderbands am Ufer in vier Metern Höhe über dem Boden beschicken kann“, so Matthias Lederer.
Laufwerk sorgt für Standsicherheit
Statt eines radgeführten Fahrwerks erhielt der Cat MH3260 ein Laufwerk, da er für die Arbeitsschritte immer nur wenige Meter versetzt werden muss. Dies sorgt für Standsicherheit.
„Der Umschlagbagger Cat MH3260 ist für die Bodner Gruppe – aber auch für Zeppelin – ein Prototyp, der in Österreich erstmalig im Einsatz ist. Entsprechend gespannt waren wir, ob unsere Annahmen sich in der Praxis bewähren“, erklärt Gerhard Valtingojer. Deswegen zog er auch Georg Wethmar, Senior Produktmanager der Abteilung Industrie & Waste von Zeppelin, hinzu.
200 Kubikmeter pro Stunde
100.000 Kubikmeter Material sind pro Jahr innerhalb von sechs Monaten an Umschlagsleistung geplant. Bis zu acht Schuten müssen von dem Cat MH3260 am Tag gelöscht werden.
„Wir haben 1.200 Kubikmeter Material an Tagesleistung und 200 Kubikmeter in der Stunde kalkuliert. Anfangs musste sich der Umschlag noch einspielen und unser Fahrer mit der Technik vertraut werden, was allein deswegen schon eine Umstellung war, weil er erstmals in einer hochfahrbaren Kabine sitzt“, erklärt Matthias Lederer.
Eingespielte Abläufe sorgen für zügigen Fortschritt
„Anfangs haben wir fünf bis sechs Schuten am Tag ausgeladen. Doch das hat sich längst auf acht Schuten eingependelt. Inzwischen haben wir Routine und die Abläufe sind eingespielt, sodass die Schuten immer abwechselnd eintreffen und es zu keinen Wartezeiten oder langen Leerläufen kommt“, fügt der Projektleiter hinzu. Eine extra Kamera wurde oberhalb des Zweischalengreifers des Cat MH3260 angebracht, um dem Fahrer bessere Sicht in den Trichter zu bieten.
Herausforderung für den Zweischalengreifer
Grundsätzlich ist das Material sehr grob und dementsprechend werden die Schneidkanten des Zweischalengreifers stark beansprucht, wenn der Fahrer dann damit eindringt, um die Schute zu löschen. „Die Schneidkanten sind wechselbar und lassen sich einmal umdrehen, um so die Einsatzdauer zu verdoppeln“, weist deshalb Gerhard Valtingojer hin.
Schätze aus dem Inn
Große Stämme oder Holz-Schwemmgut legt der Cat MH3260 separat ab – genauso größere Gesteine, da sie sonst den Trichter beziehungsweise das Abzugsband verstopfen. „Besondere Schätze wurden bislang nicht geborgen, dafür wurden alte Fahrräder und ein Moped aus dem Inn geholt“, so Matthias Lederer. Hat der Greifer Material mit zu viel Wasser aufgenommen, lässt der Fahrer das Gemisch auf einem extra Haufwerk erst entwässern.
Auch an die kommenden Wintermonate muss gedacht werden. Dann werden Trichter und Materialbunker eingehaust – auch eine Beheizung der Anlage ist geplant, damit es nicht zu einer dauerhaften Eisbildung kommt, wenn es dann in der zweiten Periode mit dem Materialumschlag wieder losgeht.
Materialbewirtschaftung und Aufbereitung
Neben dem Kiesumschlag übernimmt die Bodner Gruppe die Materialbewirtschaftung auf dem Zwischenlager mit der anschließenden Aufbereitung. Bis 2027 werden die Arbeiten am Inn fortgesetzt, dessen Sohle dann wieder bis zu vier Meter tiefer liegt. Per Förderband wird der Kies zum 2,4 Hektar großen Materiallager gebracht.
Auf dem Zwischenlager stehen zwei Cat Radlader 950K und 950M in Position, um den Kies in Empfang zu nehmen. Dort wird das Material aufgehaldet und dann mittels Lkw abgefahren. Auch das Aufhalden erfolgt genau nach Vorgaben: So müssen die Halden mit einer bestimmten Neigung angelegt werden, damit die Radlader voll beladen dann nach oben fahren können.
Unternehmensgruppe mit vielen Standbeinen
Die Bodner Gruppe bereitet den Kies aus dem Inn nach dem Abtransport auf. Er wird gewaschen und gesiebt, um daraus einen Zuschlagstoff für die eigenen Betonwerke herzustellen. Eigene Transportbetonwerke und Betonfertigteilwerke betreibt die Firmengruppe in ganz West-Österreich und unterhält verschiedene Beteiligungen.
Die Transportbetonproduktion macht im Schnitt 350.000 Kubikmeter Jahresleistung aus, ist jedoch nur eines von vielen Standbeinen, die sich die Unternehmensgruppe aufgebaut hat. Bodner unterhält überdies zahlreiche Standorte und Niederlassungen in Österreich sowie auch in Deutschland und in der Schweiz.